Neuss Halb Oper, halb Sprechtheater

Neuss · Neuss Mehr als zehn Jahre hat es zwar gebraucht, um den Weg von der "Fairy Queen" zu "King Arthur" zurückzulegen, aber dass das Ziel überhaupt erreicht wurde, lässt alle Beteiligten strahlen.

 Carmen Betker spielt die blinde Prinzessin Emmeline, die von André Felgenhauer alias König Artus aus den Fängen des Feindes befreit werden muss. S. Rothweiler

Carmen Betker spielt die blinde Prinzessin Emmeline, die von André Felgenhauer alias König Artus aus den Fängen des Feindes befreit werden muss. S. Rothweiler

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Neuss Mehr als zehn Jahre hat es zwar gebraucht, um den Weg von der "Fairy Queen" zu "King Arthur" zurückzulegen, aber dass das Ziel überhaupt erreicht wurde, lässt alle Beteiligten strahlen.

Neuss: Halb Oper, halb Sprechtheater
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Und davon gibt es einige: Ulrike Schanko, Intendantin des Rheinischen Landestheaters, Thomas Reuber, Leiter der Capella Piccola, Nora Bauer, Regisseurin, Professor Dr. Heide Hagebölling von der Kunsthochschule für Medien. Fehlt nur noch das Ensemble Metamorphosis, und die Liste derer, die am kommenden Samstag die Aufführung von Henry Purcells Halboper "King Arthur" im Globe schultern, ist komplett.

Alle gemeinsam haben ein Projekt zustande gebracht, das im Rahmen des Shakespeare-Festival eine Besonderheit darstellt. Einmal, weil es eine Halboper ist, zum anderen auch, weil es streng genommen mit Shakespeare nur die Zeit gemeinsam. "King Arthur" ist vermutlich eine Auftragsarbeit, die von John Dryden (Text) und Henry Purcell (Musik) um 1690 geschrieben wurde.

Sie stellt zwar den legendären Herrscher in den Mittelpunkt, allerdings ohne Tafelrunde und ähnliches: Die Geschichte erzählt, wie Artus seine Verlobte, die blinde Prinzessin Emmeline, aus den Fängen seines Erzfeindes, des Sachsenkönigs Oswald von Kent rettet, der sie entführt hat.

Im Grunde, so sagt Nora Bauer, besteht das Werk aus drei eigenständigen Elementen: Da ist einmal das Sprechtheater, das die Geschichte erzählt und von sechs Schauspielern des RLT getragen wird; zweitens das Musiktheater, das mit barocker Pracht mit Pauken und Trompeten aufwartet, und drittens das Tanztheater, das jedoch bei der Neusser Aufführung ersatzlos gestrichen wurde: "Das würde ins Globe auch nicht reinpassen", sagt Bauer lachend.

Dem Stück-Charakter entsprechend liegt die Verantwortung für den musikalischen Teil bei Thomas Reuber, die szenische Bearbeitung ebenso wie die Ausstattung ist Sache von Bauer. Mit großer Sorgfältigkeit hat Reuber die Solisten gecastet.

"Ich habe zwar eine lange Liste mit Musikern", sagt der gebürtige Neusser, "aber bei der Halboper ist es sehr wichtig, dass die Stimmen wirklich zu einander passen, und danach haben wir lange suchen müssen".

Nach dem Erfolg mit der gemeinsamen Arbeit "The Fairy Queen" von Purcell im Jahr 1996 hatten Thomas Reuber und Ulrike Schanko den "latenten Wunsch", auch "King Arthur" auf die Bühne zu bringen.

Schanko hat dann irgendwann die Regisseurin Nora Bauer ins Spiel gebracht, (die in Neuss 1986 die Westdeutsche Kammeroper initiiert hatte). Und gemeinsam haben dann Reuber, Schanko und Bauer "zusätzliche Gelder aquirieren können", denn aus den eigenen Etats war das Projekt nicht zu finanzieren.

Bauer hat den Sprechtext ins Deutsche übersetzt (gesungen wird in Englisch) und zudem die Studenten ins Boot geholt. Die haben ihr einen abstrakten Bühnenraum entwickelt, der allein über Projektionen zustande kommt. "Die Bühne ist leer", sagt Bauer, die Projektionen zitieren den Kern des Stücks, wie Bauer ihn sieht: "Es geht um das Leben im Krieg, auch wenn er nicht zu sehen ist."

(NGZ)
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