Rhein-Kreis Neuss Grundschüler machen Mode

Rhein-Kreis Neuss · Monatelang hatten sie an einer eigenen Kollektion gearbeitet, gestern zeigten 90 Schüler ihre Entwürfe öffentlich. Das Sieger-Shirt wird von der Modekette Adler als Teil einer Fair-Trade-Kinderkollektion produziert.

 Henna Bülbül (l.) m Sieger-Shirt, das jetzt produziert wird. Bente Essers (mit Hut) und die Leo-Schüler präsentierten ihre Kollektion "Rosengarten".

Henna Bülbül (l.) m Sieger-Shirt, das jetzt produziert wird. Bente Essers (mit Hut) und die Leo-Schüler präsentierten ihre Kollektion "Rosengarten".

Foto: L. Berns

Kindermode folgt eigenen Trends. Die werden — manchmal — ganz unerwartet gesetzt. Am Freitag war vielleicht so ein Tag. Zum Abschluss der Fairen Woche präsentierten Kinder von neun Grundschulen aus Neuss, Dormagen und Korschenbroich ihre eigenen Kollektionen auf dem Neusser Freithof.

Die Jury war beeindruckt. Regelrecht begeistert war sie aber von den Entwürfen, die die Kinder der Kleinenbroicher Gutenbergschule designed hatten. Ein T-Shirt daraus, das Henna Bülbül auf dem Laufsteg vorführte, wird im Auftrag der Adler-Modemarktgruppe sogar produziert. Ab März kommt es europaweit in den Handel — als Kernstück einer neuen Fair-Trade Kinderkollektion des Konzerns.

Die Neusser Eine-Welt-Initiative nutzt die Tage der bundesweiten "Fairen Woche" oft für Aktionen mit Außenwirkung. Im Vorjahr etwa mündete das Thema Saft aus fairem Handel in einem Cocktail-Wettbewerb, dieses Jahr führte der Weg über das Thema Baumwolle direkt in einen Modewettbewerb. "Aus Alt mach Neuss", war der erste Arbeitstitel, der, als sich auch Schulen außerhalb der Stadt engagierten, modifiziert wurde: "Alles Jacke wie Hose?"

Anbau und Verarbeitung von Baumwolle, so lernten die Kinder zunächst, ernähren weltweit rund 100 Millionen Menschen. In vielen Entwicklungsländern gehört sie zu den wichtigsten Exportgütern. Aber - und das gab den Gutenbergschülern den Anstoß für ihre Kollektion — Baumwollpflanzen brauchen unendlich viel Wasser. Und das in Gegenden, in denen die Menschen oft selbst zu wenig davon haben. So wurde Blau als Symbol für das Wasser die durchgängige Farbe für die Kollektion.

Jede Schülergruppe hatte einen anderen Zugang zum Thema gewählt. Die zweitplatzierte Kollektion der Klarenbachschule setzte etwa auf Motive vom Kinderbauernhof, die Kinder der Leoschule wiederum veredelten gebrauchte Kleidungsstücke zu einer Kollektion "Rosengarten" — mit Accessoires vom Hut über Gürtel, Ring und Tasche bis zu den Schuhen.

Dem Modeprojekt, das als Workshop im Rahmen der Ferienbetreuung an den offenen Ganztagsschulen angeboten wurde, misst Tina Gordon von der Siegelorganisation Fair Trade eine Vorbildfunktion zu. Vor allem, weil die Modekette Adler das Thema aufgegriffen hat und fortführt. Alle 90 Kinder, die gestern vor einer begeisterten Kulisse ihre Designs zeigten, werden im Internet nachvollziehen können, wie der Siegerentwurf weiter zum Modestück heranreift — bis sie das T-Shirt im März selbst tragen werden.

(NGZ)
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