Neuss Grüne kritisieren Ökostrom der Stadtwerke

Neuss · Die Jungen Grünen halten den Ökostrom der Stadtwerke für nicht gerade umweltfreundlich. Denn der Neusser Energieversorger kauft sogenannte RECS-Zertifikate, um seine Öko-Bilanz zu verbessern.

Die Jungen Grünen haben sich mit der Stromerzeugung der Neusser Stadtwerke auseinandergesetzt. Und sind zu der Überzeugung gekommen: So richtig "Öko" ist der Ökostrom der SWN nicht.

"Das ist er nur auf dem Papier", sagt Kevin Linnemann, Sprecher der Jungen Grünen in Neuss. Er wirft den Stadtwerken vor, eine "Grünstromwäsche" zu betreiben, das heißt, über den Kauf von Zertifikaten den regulären Strom der hiesigen Braunkohlekraftwerke quasi "grüner" zu machen. Das schaffen die SWN, indem sie so genannte RECS-Zertifikate von Wasserkraftwerksbetreibern in Norwegen kaufen — die bescheinigen den Ökostrom. Ob der aber jemals bei den Kunden ankomme, sei stark zu bezweifeln, sagt Linnemann.

Für Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer sind die Vorwürfe nicht neu. Denn die Stadtwerke sind nicht der einzige Energieversorger, der auf "Zertifikate-Einkaufstour" gegangen ist. Scheer verweist darauf, dass der Ökostrom der Stadtwerke vom TÜV zertifiziert ist. Außerdem setzt er auf Transparenz: Auf ihren Ökostrom-Flyern erklären die SWN genau, wie sie ihren "Grünen Strom" definieren, beschreiben auch, dass der Strom, der beim Kunden ankommt, nicht im physikalischen Sinne identisch ist mit dem, der in Norwegen erzeugt wurde. Für Kevin Linnemann macht das die Sache nicht besser. "Die Stadtwerke sollten sich vom Handel mit Herkunftsnachweisen gänzlich verabschieden", meint er. Alles andere sei Verbrauchertäuschung, zumal auf den Flyern der namentliche Verweis auf die RECS-Zertifikate fehle.

Stadtwerke-Sprecher Scheer bleibt jedoch dabei: Die SWN vertreiben grünen Strom. "Darüber hinaus haben wir die grüne Energieerzeugung in Neuss in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben", betont Scheer und nennt Beispiele. Etwa dass die Stadtwerke Bio-Methan in Erdgasqualität ins Gasnetz einspeisen und damit die Neusser Schwimmbäder, das Wellneuss und die Plange-Mühle im Neusser Hafen versorgen. "Zudem betreiben wir zwei große, eigene Photovoltaik-Anlagen auf Neusser Stadtgebiet", so Scheer, der zudem auf das geplante Bauprojekt zweier Windräder in Hoisten verweist und daran erinnert, dass die SWN über die Beteiligungsunternehmen Green Gecco und Thüga an zahlreichen Windparks beteiligt sind.

(NGZ)
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