Neuss "Grüne Dame" gibt Patienten Lebensmut

Neuss · Kristiane Schröder engagiert sich als "Grüne Dame" am Johanna-Etienne-Krankenhaus. Die Entscheidung für das Ehrenamt traf sie nach einer schweren Krankheit. Heute trägt ihr Glaube zu ihrem beeindruckenden Lebensmut bei.

 Kristiane Schröder ist eine von 38 so genannten "Grünen Damen", die sich ehrenamtlich am Johanna-Etienne-Krankenhaus um die Patienten, ihre Sorgen und Nöte, kümmern.

Kristiane Schröder ist eine von 38 so genannten "Grünen Damen", die sich ehrenamtlich am Johanna-Etienne-Krankenhaus um die Patienten, ihre Sorgen und Nöte, kümmern.

Foto: andreas woitschützke

Dass Kristiane Schröder einmal schwer krank war, es ihr über Jahre nicht gut ging, das sieht man dieser lebenslustigen Frau nicht an. Schließlich hat sie immer ein Lächeln auf den Lippen und findet für jeden ein freundliches Wort.

"Ich gehe positiv durchs Leben, weil mir ein neues Leben geschenkt worden ist", sagt die 61-Jährige- Sie wirkt deutlich jünger, weil sie nicht nur agil ist, sondern auch ständig Neues hinzu lernt. Gerade bringt sie sich selbst schwedisch bei. Türkisch, russisch und polnisch beherrscht sie schon. "Ich suche immer neue Herausforderungen", sagt Schröder lächelnd und stellt ihr Können direkt unter Beweis: Auf dem Weg ins Johanna-Etienne-Krankenhaus, wo die Kaarsterin als "Grüne Dame" ehrenamtlich arbeitet, trifft sie auf einen Patienten, der russisch spricht, seine Freundin ist Polin. Schröder ist in ihrem Element und verbreitet schon vor ihrem Einsatz eine Herzlichkeit, für die sie an der Klinik sehr geschätzt wird.

"Grüne Dame" ist die 61-Jährige seit fünf Jahren. Die Entscheidung für dieses Engagement fiel jedoch viel früher, nämlich zu der Zeit, als es ihr selbst sehr schlecht ging, sie als junge Frau im "Etienne" mehrfach und über Wochen behandelt wurde. "Damals war ich alleinerziehend, meine Familie war weit weg", erzählt Schröder. Jeden Tag kam eine "Grüne Dame", mit der sie ihre Sorgen teilen konnte. "Diese Möglichkeit, mir alles von der Seele zu reden, hat mir sehr geholfen", sagt Schröder, die schon damals entschied: Wenn ein Ehrenamt, dann dieses.

38 Grüne Damen engagieren sich am Etienne-Krankenhaus, ein Team, in dem sich Kristiane Schröder nicht nur wohlfühlt, sondern dass sie auch so sehr schätzt, dass ihr beinahe die Tränen kommen, wenn sie von dem Engagement der Frauen berichtet, die sich dafür einsetzen, genau jene Aufgabe fortzusetzen, die ihr selbst in den schwersten Stunden den Krankenhausaufenthalt erträglich gemacht haben. "Jede für sich ist ein ganz besonderer Mensch", sagt sie.

Für die Patienten sind die Damen in den grünen Kitteln Ansprechpartner für Sorgen und Nöte, jede von ihnen betreut eine bestimmte Station. Kristiane Schröder ist für die Innere Medizin und die Neurologie zuständig. Einmal in der Woche geht sie dort von Zimmer zu Zimmer, "als Zuhörerin, nicht als Ratgeberin", wie sie betont. Letzteres überlässt sie den Experten des Etienne. Ihr geht es vielmehr darum, den Patienten die Möglichkeit zu geben, sich auszusprechen. "Oft höre ich nach den Gesprächen einen Seufzer der Erleichterung, das ist der schönste Lohn", sagt die 61-Jährige.

Sie begründet ihr Engagement auch mit christlicher Nächstenliebe. Denn durch die Überwindung ihrer Krankheit hat Kristiane Schröder vor Jahren nicht nur neuen Lebensmut gefunden, sondern auch den Glauben neu entdeckt. So liest sie mit den Patienten nicht nur aus der Bibel - sofern diese das wünschen - sondern erzählt ihnen auch schon einmal von ihrem "Vertrag mit den Engeln", den sie geschlossen hat. Denn dass sie damals einen Schutzengel gehabt haben muss, davon ist die Kaarsterin überzeugt. Den Glauben an die Engel lebt die Grüne Dame, die sich am Etienne auch in der Sterbebegleitung engagiert, im täglichen Leben. "Ich sammele Federn", erzählt Schröder, die darin kleine Engelsbotschaften sieht, die ihr jenen Lebensmut geben, den sie im Ehrenamt an viele Menschen weitergibt.

(NGZ)
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