Neuss Grenzgänger im Leben und Schreiben

Neuss · Der Niederländer Jaap Robben ist der erste Gast aus dem Nachbarland beim "Literarischen Sommer" in der Stadtbibliothek. Überhaupt ist die Lesung heute der erste Auftritt des Autors beim grenzüberschreitenden Lese-Festival.

 Der niederländische Autor Jaap Robben ist zum ersten Mal zum "Literarischen Sommer" in Neuss eingeladen.

Der niederländische Autor Jaap Robben ist zum ersten Mal zum "Literarischen Sommer" in Neuss eingeladen.

Foto: J. Vande Voorde

Ein Niederländer namens Robben - da denkt doch fast jeder an den Ballkünstler mit der Trikotnummer 10 bei Bayern München. "Ich sage immer, Arjen Robben ist mein Vater, aber das glaubt keiner", sagt der Schriftsteller Jaap Robben amüsiert. Kann wohl auch nicht sein, denn beide Robbens sind im gleichen Jahr, 1984, in verschiedenen Städten geboren.

Jaap Robben wird heute in der Stadtbibliothek aus seinem neuen Roman "Birk" lesen. Dessen Handlung ist auf einer entlegenen Nordseeinsel, irgendwo zwischen Schottland und Norwegen angesiedelt. Dort lebt der neunjährige Mikael mit seinen Eltern. Eines Tages bricht das Schicksal in die Abgeschiedenheit ein: Birk, der Vater, ertrinkt unter dramatischen Umständen im Meer. Mikael kehrt nach Hause zurück und verschweigt der Mutter, was genau passiert ist. Er behauptet, der Vater sei einfach weggeschwommen, und die Mutter startet daraufhin eine große Suchaktion.

Jaap Robben ist selbst kein typischer Inselmensch. Ein paar Mal hat er mit den Eltern die Ferien auf Amrum oder Schiermonnikoog verbracht. Doch seit etwa fünf Jahren wohnt er mit seiner Familie am Niederrhein, und zwar auf der deutschen Seite in der Nähe von Kleve. "Wir wohnen gern ländlich, und dort hat uns die Landschaft so gut gefallen, dass wir einen Bauernhof gekauft haben", erzählt der Autor im Telefongespräch. "Im Winter allerdings fühlt man sich hier fast so einsam wie auf einer Insel." Inzwischen ist auch ein Sohn in Deutschland zur Welt gekommen.

Für das literarische Schreiben fährt Robben fast jeden Tag über die Grenze nach Nimwegen, wo er in einem Kreativ-Zentrum ein Büro angemietet hat. Die Nachbarschaft von Grafikern und Fotografen inspiriert ihn bei der Arbeit. In den Niederlanden ist er vor allem durch seine Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden.

Als dann 2014 sein erster Erwachsenen-Roman "Birk" erschien, war die Resonanz am Anfang etwas verhalten. Nach einer Lesereise mit 80 Terminen und immer zahlreicheren positiven Rezensionen erhielt "Birk" schließlich den Preis der Niederländischen Buchhändler für das beste Buch des Jahres 2016. Im gleichen Jahr konnte er den Roman in deutscher Übersetzung auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen. Inzwischen gibt es weitere Übersetzungen. Und wie zufrieden ist Jaap Robben mit der deutschen oder englischen Fassung? "Wenn ich anfange, diese zu lesen, und vergesse, dass es mein eigenes Buch ist, dann sind das für mein Gefühl tolle Texte", lautet die Antwort.

In seinem Roman "Birk" ist die Erzählperspektive diejenige des jungen Mikael. Ist der Roman daher als "Übergangsbuch" zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur zu verstehen? Jaap Robben winkt ab: "Ich schreibe für Menschen. Wie alt meine Leser sind, merke ich erst, wenn ich ihnen bei Buchvorstellungen begegne. Aktuell waren das Zuhörer im Alter von zwölf bis 90 Jahren."

Auf den hierzulande seltsam klingenden Buchtitel angesprochen, erzählt der 32-jährige Autor, dass er den Namen aus dem skandinavischen Sprachbereich entlehnt hat. Aber natürlich kennt er auch Birk Borka von den Borka-Räubern, der in Astrid Lindgrens berühmtem Kinderbuch "Ronja Räubertochter" zum engsten Freund der Titelheldin wird. Seit dem Erscheinen von "Birk" in den Niederlanden tauche der Name auch dort in einigen Taufregistern auf.

Was die reine Namensverwandtschaft zwischen dem Fußballer Arjen Robben und dem gleichaltrigen Autor Jaap Robben betrifft, so gibt es zumindest anekdotisch ein "literarisches" Band. Der Vater des Fußballers, der seit Beginn der Fußballkarriere als Manager seines Sohnes agiert, verweigerte vor Jahren eine äußerst lukrative Vertragsunterzeichnung bei Ajax Amsterdam. Seine Begründung: Die Verantwortlichen dort könnten noch nicht einmal den Vornamen seines Sohnes richtig schreiben.

(NGZ)
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