Neuss Grenadier-Vorsitz: Halm oder Rötepohl

Neuss · An der Vogelstange schoss er 2011 allein. Wenn Ex-Schützenkönig Rainer Halm jetzt Vorsitzender des Grenadierkorps werden will, muss er sich einer Kampfabstimmung stellen. Mit Michael Rötepohl, Oberleutnant der "Sportfreunde", hat ein zweiter Bewerber seine Kandidatur angemeldet.

Neuss: Grenadier-Vorsitz: Halm oder Rötepohl
Foto: Woitschützke, Andreas

In die Frage, wer Vorsitzender des über 1500 Mitglieder zählenden Grenadierkorps werden könnte, kommt eine Woche vor dem offiziellen Meldeschluss Bewegung. Mehr noch: Die Entscheidung, wer die Nachfolge des scheidenden Günter Engels antritt, verspricht spannend zu werden, denn es zeichnet sich eine Kampfabstimmung für die Jahreshauptversammlung am 16. November ab. Michael Rötepohl (45), seit vier Jahren Oberleutnant im angesehenen Zug "Sportfreunde", hat seine Kandidatur schriftlich angekündigt. Das bestätigte der Physiker, der als selbständiger Unternehmensberater tätig ist, gestern Abend gegenüber der NGZ. Parallel dazu hat Rainer Halm, 15 Jahre Hauptmann und in diesem Jahr Neusser Schützenkönig, seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. "Wenn ich helfen kann, dann helfe ich", sagte der 53-Jährige auf Nachfrage. Das hatte vor vier Wochen allerdings noch ganz anders geklungen.

 Zwei Grenadiere, ein Ziel: Sie wollen Vorsitzender des Korps zu werden. Ex-Schützenkönig Rainer Halm (l.) hat ebenso seinen Hut in den Ring geworfen wie Michael Rötepohl (r.), Oberleutnant der "Sportfreunde".

Zwei Grenadiere, ein Ziel: Sie wollen Vorsitzender des Korps zu werden. Ex-Schützenkönig Rainer Halm (l.) hat ebenso seinen Hut in den Ring geworfen wie Michael Rötepohl (r.), Oberleutnant der "Sportfreunde".

Foto: s end/Woi

Major Beek, dem gestern noch keine Bewerbung seines ehemaligen Vorstandskollegen vorlag, zeigte sich von der Wandlung überrascht. Denn bis dato hatte Halm immer betont, nach 24 Jahren Vorstandsarbeit und seinem Königsjahr etwas Abstand gewinnen zu wollen. Er wolle einfacher Grenadier sein. Ein Fahrplan, den Halm noch bestätigt hatte, als bei der Chargiertenversammlung am 18. September Günter Engels ankündigte, nicht mehr für den Vorsitz kandidieren zu wollen – und noch in der Versammlung Halms Name fiel. "Da war eine Situation entstanden, mit der ich ehrlich nicht gerechnet hatte", sagt Halm heute. Und seitdem ist viel passiert.

"Ich habe Sorge, wie es mit dem Korps weiter geht", sagt Halm angesichts einer Debatte um den Vorsitz, die aus seiner Sicht ohne Ergebnis zu enden drohte. Findet sich überhaupt jemand? Diese Frage musste nach Ansicht von Halm spätestens nach dem Oktoberfest des Korps gestellt werden, als sogar Ehrenmajor Achim Tilmes als möglicher Vorsitzender genannt wurde – ein Amt, das er bereits einmal inne hatte. Damals bildete Tilmes mit Major Wilhelm Josef Heyers die Grenadier-Doppelspitze. Er sei immer bereit, sich für das Korps zu engagieren, sagte Tilmes, "doch nicht, um dauerhaft einzusteigen."

So sieht sich Halm, der aus dem Zug "Fetzige Nüsser" stammt, in der Pflicht: "Es ist keine Kopf- und keine Bauchentscheidung, wenn ich kandidiere, sondern eine Sache des Herzens." Und ergänzt: "In den Schaukelstuhl setzen und freundlich zu winken – das bin ich nicht."

Gegen einen amtierenden Vorsitzenden, der sich zur Wiederwahl stellt, würde Halm nie kandidieren. "Das schadet nur dem Korps." Zuspruch aus den Zügen, anderen Korps und auch dem Komitee hätten ihn nun ermutigt, sich zu erklären. Und nachdem dieser Punkt zumindest für ihn geklärt ist, denkt er schon über den Tag der Wahl hinaus: "Wenn ich das anpacke, dann nicht für drei Jahre", sagt Halm, der schon an einer "Agenda 2023" arbeitet. In dem Jahr feiert das Grenadierkorps sein 200-jähriges Bestehen – und Halm hätte als Vorsitzender das Ziel, dieses Jubiläum mitzugestalten.

Aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik, denn Major Karl-Heinz Beek wollte gestern den Vorstand davon in Kenntnis setzen, dass sich ein Oberleutnant, den er auch schon auf seiner Kandidatenliste für den Achter-Ausschuss (Beirat) hat, schriftlich erklärt und als Kandidat zur Verfügung gestellt habe. Den Namen aber wollte Beek vorab nicht preisgeben. Der Kandidat selbst, Michael Rötepohl, bestätigte gestern Abend aber auf Nachfrage, dass er seinen Hut in den Ring geworfen habe: "Ich bin Grenadier aus Überzeugung und bereit, Verantwortung für unser schönes Korps zu übernehmen." Rötepohl marschiert seit 2002 im Zug "Sportfreunde" mit; übernahm dort vor vier Jahren das Amt des Oberleutnants. Zu den Gründern der "Sportfreunde" gehörte 1987 auch Schützenpräsident Thomas Nickel.

(NGZ/url)
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