Neuss Gold-Kanutin aus Neuss versteigert ihre Medaillen

Neuss · Die zweifache Olympiasiegerin Annemarie Zimmermann trennt sich von ihren Medaillen. Neusser sammeln für Gebote aus der Region.

 1964 und 1968 wurden Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser (v.r.) gefeiert.

1964 und 1968 wurden Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser (v.r.) gefeiert.

Foto: nn

Im Herbst 2011 war sie ein Schmuckstück in der Ausstellung "Sport in Neuss — eine Geschichte mit Zukunft", jetzt ziert sie das Katalog-Titelbild des Düsseldorfer Auktionshauses Heinrich Winter: Die Goldmedaille von Annemarie Zimmermann, errungen bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio. Heute um 19 Uhr entscheidet sich, ob die Trophäe der Holzheimer Kanutin bei jener Ausstellung des Stadtsportverbandes zum letzten Mal in Neuss öffentlich gezeigt wurde. Denn nur bis 19 Uhr können Gebote abgegeben werden.

 Die Olympiasiegerin Zimmermanns trennt sich jetzt von ihren Medaillen.

Die Olympiasiegerin Zimmermanns trennt sich jetzt von ihren Medaillen.

Foto: Screenshot Katalog Münezenhandlung Heinrich Winter

Ihre Goldmedaille von 1964 ist nicht die einzige Trophäe, von der sich Annemarie Zimmermann trennt. Auch die 1968 in Mexiko im Zweier-Kajak mit Roswitha Esser erkämpfte zweite Goldmedaille überließ sie samt dazugehöriger Urkunde und nachfolgend verliehenem Ehrenpreis des Bundespräsidenten dem Auktionator. "Das ist mir wahnsinnig schwergefallen", gibt die heute 73-Jährige zu, die seitdem kaum eine Nacht mehr durchgeschlafen hat. "Aber ich brauche das Geld ganz einfach."

Die Medaillen der Holzheimer Kanutinnen sind die ersten olympischen Goldmedaillen, die jemals an weibliche Athletinnen aus dem Rhein-Kreis verliehen wurden. Gleiches gelang nach ihnen nur noch den Büttgener Radsportlern Udo Hempel und Günther Schumacher, die 1972 beziehungsweise 1976 mit dem Bahnvierer Olympiasieger werden konnten. Schon deshalb sollten diese höchsten Sporttrophäen, die je eine Neusserin errungen hat, für Stadt und Kreis erhalten werden und sich nicht in der Welt verlieren. Das meint Peter Bischof, Norfer Sammler von Olympia-Fackeln, der gar von "Markenzeichen für die Ewigkeit" spricht. Und er ist mit dieser Meinung nicht alleine.

"Mir wäre daran gelegen, etwas von den angebotenen Dingen für den Standort zu sichern", sagt Kreis-Sportdezernent Jürgen Steinmetz. Weil Mittel aus dem Kreisetat dafür nicht verwendet werden können, sucht er nach Geldgebern und Partnern, die das unterstützen. "Noch haben wir kein Angebot abgegeben", sagt Steinmetz. Ob und bis zu welcher Höhe mitgesteigert wird, entscheidet sich heute früh. Denn auch der Betrag spielt eine Rolle. "Sichern ja — aber nicht um jeden Preis", sagt er.

Das Mindestgebot für die Tokio-Medaille, im Katalog mit "sehr selten" beworben, liegt bei 7500 Euro. Für sie liegen auch schon Gebote vor, berichtet Bernhard Winter, der stellvertretende Geschäftsführer des Auktionshauses. Er ist überzeugt, dass sich auch für die Goldmedaille aus Mexiko, die mindestens 7000 Euro bringen soll, ein Käufer findet. "Die meisten Gebote gehen erfahrungsgemäß aus der ganzen Welt am letzten Auktionstag ein", sagt Winter, dessen Haus schon fast 30 Auktionen mit Olympia-Sammelstücken bestritten hat.

Helmut Schmitz, Vorsitzender der Holzheimer Sportgemeinschaft, deren Ehrenmitglied Zimmermann ist, kann den Medaillen-Verkauf nachvollziehen: "Das ist ihre Medaille, für die sie trainiert und gekämpft hat — und Privatsache."

(NGZ/EW/url/jco)
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