Neuss Glückwunsch der jüdischen Gemeinde

Neuss · Neuss 69. Jahrestag der Reichspogramnacht. Ein Gedenktag wie kein anderer. Denn in die Stille des Gedenkens an die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors mischt sich der Lärm der Handwerker, die gerade den ehemaligen Kindergarten an der Leostraße zu einem jüdischen Gemeindezentrum verwandeln.

Neuss: Glückwunsch der jüdischen Gemeinde
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Neuss 69. Jahrestag der Reichspogramnacht. Ein Gedenktag wie kein anderer. Denn in die Stille des Gedenkens an die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors mischt sich der Lärm der Handwerker, die gerade den ehemaligen Kindergarten an der Leostraße zu einem jüdischen Gemeindezentrum verwandeln.

Die wiedererstarkte jüdische Gemeinde, die in der Stadt und ihrer Umgebung wieder 500 Seelen zählt, steht kurz vor dem Einzug in das erste Gemeindezentrum seit der Zerstörung der Synagoge in jener Novembernacht des Jahres 1938.

"Die Gründe für die lange Zeitspanne sind vielfältig, tun jedoch nichts zur Sache angesichts der Wiederbegründung einer jüdischen Gemeinde in Neuss, die eben nicht von jüdischer Seite sondern von den Stadtvätern initiiert worden ist", betonte Michael Szentei-Heise vom Vorstand der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Dies sei eine Entwicklung in Neuss, von der er meine, "dass die vor 1945 getöteten Neusser Juden sie mit Genugtuung und Sympathie sähen, wenn sie sie erlebten." Er beglückwünschte die Neusser zu dieser "Stadtreparatur der besonderen Art" und machte an dieser Tatsache auch die Überzeugung fest, dass die Gedenkfeier zum 9. November in Neuss nicht zu einer "ungeliebten Pflichtübung" für Honoratioren "in der kalten Jahreszeit" verkommt. Das Thema Synagogenneubau an der Promenade erwähnte Szentei-Heise mit keiner Silbe mehr.

Schüler der Klasse 10 a der Holzheimer Realschule hatten sich und die Gedenkstunde am Freitag vorbereitet. Gerade an sie wandte sich die Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Quiring-Perl mit der Frage: "Könnt Ihr die Schuld für etwas tragen, das sich lange vor Eurer Geburt ereignet hat?" Persönlich natürlich nicht, stellte sie klar, stellte aber auch klar, dass sie nie zu denen gehören wird, die fordern, die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen. "Denn es geht hier nicht um Schuldzuweisung", sagte sie in Richtung der Schüler, "sondern um Verantwortung." Man müsse wissen, wozu Menschen fähig sind, wenn sie jegliche Werte über Bord werfen, müsse sich in der Pflicht fühlen, "sich für die Minderheiten in unserer Gesellschaft einzusetzen." Zu einer verfolgten Minderheit wurden 1938 auch die Neusser Juden, an die die Schüler erinnerten. Mit Bildern, die vier Opfern von damals ein Gesicht gaben.

(NGZ)
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