Neuss Glocken können wieder läuten

Neuss · Sechs Glocken der Quirinus-Basilika werden am Pfingstsamstag wieder läuten – bis auf die größte, von der Gegengewichte gefallen waren. Der Vorfall ist laut Glockensachverständigem für alle Gemeinden eine Initialzündung.

 Monsignore Guido Assmann am Ort des Geschehens: Im Glockenturm sind Gewichte der Gegenpendelanlage abgestürzt. Verletzt wurde niemand.

Monsignore Guido Assmann am Ort des Geschehens: Im Glockenturm sind Gewichte der Gegenpendelanlage abgestürzt. Verletzt wurde niemand.

Foto: Baum

Sechs Glocken der Quirinus-Basilika werden am Pfingstsamstag wieder läuten — bis auf die größte, von der Gegengewichte gefallen waren. Der Vorfall ist laut Glockensachverständigem für alle Gemeinden eine Initialzündung.

Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann hält den gebrochenen Bolzen in der Hand: 2,4 Zentimeter breit, ursprünglich 70 Zentimeter lang, jetzt jeweils in beiden Teilen nur etwa halb so lang. Es ist der Bolzen, der durchgebrochen war und damit zwei Scheibengewichte der Gegenpendelanlage der größten Glocke der Basilika nicht mehr sicherte.

Zwei dieser Gewichte waren vermutlich am Himmelfahrtstag abgerissen und auf den Holzboden im Glockenturm gestürzt, hatten ihn aber nicht gänzlich durchschlagen. Die Bruchstelle, durch Feuchtigkeit korrodiert, ist tatsächlich dünner als der Rest des Bolzens.

Die beiden herabgestürzten Gewichte lagen gestern noch immer genau an der Stelle, auf die sie herabgefallen waren, scheinbar als Mahnung, den Vorfall ernst zu nehmen, wie Assmann es auch getan hatte. Er hatte die Anlage sofort stilllegen lassen. Tatsächlich hat der Verbleib der Gewichte am Unglücksort aber eher einen praktischen Grund: "

Jedes Gewicht wiegt 500 Kilogramm, so leicht ist das nicht wegzuräumen", sagt Assmann. Und die Spezialfirma, die jetzt jeden Tag mit zwei Mann an der Anlage arbeitet, muss erst einmal Wichtigeres schaffen: Die insgesamt zwölf Bolzen der anderen sechs Glocken erneuern, damit ausgeschlossen werden kann, dass so ein Unfall sich beim nächsten Geläut wiederholt.

Der Austausch der Bolzen geht laut dem Glockensachverständigen für das Erzbistum Köln, die Bistümer Aachen und Essen, Norbert Jachtmann, relativ schnell. Spätestens am Pfingstsamstag um 18.45 Uhr sollen die sechs kleineren Glocken die Gläubigen wieder zur Messe rufen (Beginn 19 Uhr). Am Sonntag um 11.30 Uhr läuten sie sogar wieder zu einer Hochzeit, die während der Pfingstmesse gefeiert wird. Dass die größte der Glocken dann fehlt, werden nur Fachleute wie Jachtmann heraushören. "Das Geläut vermisse ich derzeit schon", sagt Assmann.

Wann die größte Glocke wieder erklingen wird, ist noch offen. Ebenso wie teuer der Unfall für Gemeinde und Erzbistum werden wird. Das hängt davon ab, ob Experten zu dem Schluss kommen, dass das Geschehen ein einmaliger Vorfall war, oder man alle vergleichbaren Gegenpendelanlagen überprüfen lassen muss.

Der Glockensachverständige Jachtmann glaubt an die zweite Option. "Das war eine Initialzündung für alle Kirchenvorstände", sagt er. Gerade ähnlich alte Anlagen wie die von St. Quirin sollten überprüft werden.

Morgen sind eine Reihe von Experten vor Ort — neben Assmann und Jachtmann auch Peter Füssenich (Kreisdekanat), der Kölner Diözesanbaumeister Martin Struck und Martin Seidler (Kunsthistoriker beim Erzbistum Köln).

(NGZ)
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