Neuss Gleichstellungsbeauftragte Thissen gibt ihr Amt nach 27 Jahren ab

Neuss · Die dienstälteste Gleichstellungsbeauftragte im Rhein-Kreis Neuss geht in Rente - aber nicht die Gleichstellungsarbeit. "Jenseits von allem Gendern brauchen wir Frauen, die etwas für Frauen tun", sagt Christel Thissen, die nach Jahren des Auf- und Umbruchs beobachtet, "dass es wieder immer mehr Frauen gibt, die meinen, die Ehe ist die Rettung vor allem", sagt die 62-Jährige. Fast 28 Jahre lang hat sie versucht, ihren Geschlechtsgenossinnen ein anderes Bild zu vermitteln, jetzt will sie sich, wie sie sagt, "das Alles von außen ansehen".

 Nach über 27 Jahren im Amt musste Bürgermeister Herbert Napp gestern die Gleichstellungsbeauftragte Christel Thissen verabschieden.

Nach über 27 Jahren im Amt musste Bürgermeister Herbert Napp gestern die Gleichstellungsbeauftragte Christel Thissen verabschieden.

Foto: NN

Das kann sie um so entspannter, weil mit Katja Hüttenrauch schon eine Nachfolgerin benannt ist. Die war zuletzt im Personalrat aktiv und hat sich an der Seite von Christel Thissen in den vergangenen Monaten auf ihre neue Aufgabe vorbereiten können. Ihr Personalratsmandat allerdings hat sie abgeben müssen. Denn in ihrem neuen Amt muss sie sich auf Frauen und Frauenförderung fokussieren.

Seit dem 1. September 1970 steht Christel Thissen auf der Gehaltsliste der Stadt, seit dem 15. August 1987 wirkt sie als Gleichstellungsbeauftragte. Als sie ernannt wurde, war das noch keine Pflichtaufgabe für die Kommune. Deshalb wurde ein Gleichstellungstandem installiert, das bis heute gemeinsam unterwegs ist: Thissen als Gleichstellungsbeauftragte der Verwaltung und daneben eine Gleichstellungsbeauftragte des Rates. Aktuell bekleidet Angelika Quiring-Perl (CDU) dieses Amt.

Als 1994 in allen Rathäusern oder Kreisverwaltungen Gleichstellungsbeauftragte benannt wurden, war Thissen im Thema schon sattelfest. Doch richtig los, so erinnert sie sich, ging es erst 1999 mit Verabschiedung des Landes-Gleichstellungsgesetzes. "Vorher hatte man ja gar keine Macht", sagt sie - aber auch noch keine Sanktionsmöglichkeiten. Die wird erst das novellierte Landesgesetz, über das seit Jahren diskutiert wird, den Amtsträgerinnen an die Hand geben. In anderen Rathäusern würde die Gleichstellungsarbeit in Erwartung dieses Gesetzes auf Sparflamme kochen, in Neuss, so betont sie, jedoch nicht.

Dass Thissen jetzt in die Altersteilzeit wechselt, hat mit den Bürgermeisterwahlen im September zu tun. Noch einmal einem Verwaltungschef "von Anfang an Gleichstellung zu predigen", wie sie sagt, dazu hat Thissen keine Lust. Da kümmert sie sich lieber um Freunde und ihren Garten in Gustorf.

(-nau)
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