Kind zu Tode misshandelt Getöteter Elfjähriger aus Neuss - alle Fakten, alle offenen Fragen

Neuss · Ein elfjähriger Junge aus Neuss ist am Dienstagnachmittag an den Folgen schwerer körperlicher Misshandlung gestorben. Viele Fragen zu dem Fall sind noch unbeantwortet. Hier sind die wichtigsten Fakten.

 Der Ort des Gedenkens am Weckhovener Ladenzentrum ist nun ein Ort des Abschieds. Der misshandelte Junge ist tot.

Der Ort des Gedenkens am Weckhovener Ladenzentrum ist nun ein Ort des Abschieds. Der misshandelte Junge ist tot.

Foto: Woi

Zwölf Tage rang der elfjährige Junge aus Neuss mit dem Tod. Er war am 5. Oktober mit schwersten Verletzungen in einem Mehrfamilienhaus aufgefunden worden. Nicht öffentlich bekannt ist bislang, was dem Kind genau widerfahren ist. Am 17. Oktober um 16.04 Uhr erlag es seinen Verletzungen.

Wer hat dem Kind die Verletzungen zugefügt?
Unter dringendem Tatverdacht steht der 41-jährige Onkel des Jungen. Er soll das Kind gequält und lebensgefährlich verletzt haben. Der Onkel hat die Tat vor Polizeibeamten gestanden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Tod des Jungen wegen vollendeten Mordes. Dem Täter droht damit eine Verurteilung zu lebenslanger Haft.

Woran ist der Junge gestorben?
Konkrete Aussagen zu den Verletzungen des Kindes gibt es nicht. Nach dem Eintreffen der Rettungskräfte in der Wohnung musste der Elfjährige reanimiert werden, danach erlangte er nie wieder das Bewusstsein. Am Dienstagmittag wurde er einer letzten ärztlichen Untersuchung unterzogen, danach hieß es, wie ein Verwandter unserer Redaktion schilderte, "dass es das Gehirn nicht mehr schafft". Nach und nach seien dann die lebenserhaltenden Apparate abgeschaltet worden. Das Kind sei am Ende friedlich eingeschlafen, sagte der Verwandte.

Wieso hielt sich der Junge bei dem Onkel auf?
Nachdem sich die Eltern des Kindes vor vier Jahren getrennt hatten, war der Junge zu seinen Großeltern gezogen. Diese konnten sich zuletzt aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um ihn kümmern. Der Großvater lebt inzwischen in einer Pflegeeinrichtung in Mönchengladbach. Auch die Großmutter wurde wiederholt krank. Vor zehn Wochen zog sie deshalb zunächst gemeinsam mit dem Jungen in die Wohnung ihres ältesten Sohnes im Neusser Stadtteil Weckhoven. Als die Großmutter ins Krankenhaus musste, blieb der Junge allein mit dem Onkel in der Wohnung zurück.

Was wusste das Jugendamt?
Unklar ist, inwiefern das Jugendamt über die Situation des Jungen informiert war. Nach Angaben von Sebastian Semmler, Jugenddezernent der Stadt Kaarst, war er zuletzt noch immer in Kaarst gemeldet. Davon, dass er vor rund zehn Wochen zu seinem Onkel nach Weckhoven zog, hätten die Behörden nichts gewusst. Grundsätzlich sei die Familie des Jungen als problematisch einzustufen und "stadtbekannt". Der tatverdächtige Onkel ist wegen gefährlicher Körperverletzung vorbestraft, das damalige Opfer war allerdings nicht minderjährig. Das sagte der Düsseldorfer Staatsanwalt Martin Stücker unserer Redaktion.

Welche Rolle spielen die Eltern?
Nach der Trennung der Eltern hatte der Elfjährige laut Semmler im Rahmen des Sorgerechtsstreits den Wunsch geäußert, bei seinen Großeltern zu leben. Weitere Informationen zu den Eltern sind bislang nicht öffentlich bekannt. Allerdings saßen sowohl die Mutter als auch der getrennt lebende Vater offenbar ständig am Krankenbett des Jungen.

(ham)
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