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Neusser Woche Flüchtlinge Gesprächskultur führt zur Willkommenskultur

Neuss · Wohin mit den Flüchtlingen? Die Antwort auf diese Frage bewegt die Neusser. Die Art, wie die Debatte geführt wird, verrät viel über ihre Wortführer.

Es ist nur schwer zu ertragen. Während Menschen vor Krieg und Terror fliehen, um ihr nacktes Leben zu retten, diskutieren hierzulande einige Immobilieneigentümer ernsthaft, ob ihr Grundstück an Wert verliert, wenn in ihrer Nachbarschaft ein Flüchtlingsheim gebaut wird. Den Schwachen zu helfen, ist eine humanitäre Verpflichtung und ein Gebot christlicher Nächstenliebe. So lange Willkommenskultur ein Thema der Theorie bleibt, sind wir alle dafür. Sind wir aber in der Praxis gefordert, selbst diese Willkommenskultur zu leben, versagen wir oft schon beim ersten Versuch.

Die Kriege von der Ostukraine, über Irak und Syrien bis hin zu Nordafrika versetzen die Menschen ebenso in Existenzangst, wie blutige Konflikte, Hunger und wirtschaftliche Not in Schwarzafrika. Weil wir in den Industrienationen die Kriege, Krisen und Armut der Welt nicht zu lösen vermögen - wir müssten uns von einem guten Teil unseres Wohlstands verabschieden-, setzen wir letztlich die moderne Völkerwanderung in Gang. Und wenn die Vorzeichen nicht trügen, dann stehen wir erst am Anfang dessen, was wir salopp "die Flüchtlingswelle" nennen. Darum wird sich die Zahl der geplanten Flüchtlingsheime - auch in Neuss - nicht verringern, sondern auf Dauer noch erhöhen.

Umso wichtiger erscheint es, dass die Politiker aller Parteien den Umgang mit den Flüchtlingen nicht zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzung machen, sondern in der Bevölkerung für eine Willkommenskultur werben. Die Entscheidung, wo Flüchtlingsheime errichtet werden, muss der Rat treffen - ohne Mitbestimmung der Bürger, aber unter Beteiligung und im Dialog mit den Bürgern. Neben der Willkommenskultur benötigen wir auch eine neue Gesprächskultur.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@ngz-online.de

(NGZ)
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