Neuss Gespräche über Lebenskämpfe
Neuss · Analog zum Spielzeitthema "kämpfen!" legt das Rheinische Landestheater eine zweite Runde seiner interdisziplinären Gesprächsreihe im Studio auf. Sie startet im April.
In der vergangenen Saison war das Leben im Rheinischen Landestheater noch ein Traum – nun ist es ein Kampf. Auf jeden Fall im übertragenen Sinne, denn das Spielzeitmotto (2009/10: "träumen!" und 2010/11: "kämpfen!") gibt auch die Richtung der dreiteiligen Gesprächsreihe vor, die in der vergangenen Saison mit Bernd Müller als Moderator einen beeindruckenden Start hingelegt hat. Die Veranstaltungen im Studio waren durchweg ausverkauft.
Einer, der damals Gast war, übernimmt jetzt die Rolle des Gastgebers: Der Anthropologe und Bildungsforscher Matthias Burchardt war laut Aussage von RLT-Intendantin Bettina Jahnke so begeistert von der Reihe, dass er nur zu gerne bereit war, in ihrer zweiten Auflage als Moderator zu fungieren. "Das Leben ein Kampf – eine Beunruhigung" ist das Oberthema des Mehrteilers, der jedes Mal einen anderen Gesprächspartner präsentiert. Auch dass ist neu an der Reihe: Matthias Burchardt wird nur mit einem Gast diskutieren, aber an jedem Termin mit einem anderen und unter einem neuen Unterthema.
Die Grundlage dafür liefert der 44-Jährige selbst. Er, der als Kind davon träumte, Schlagersänger oder Pastor zu werden, dann aber beschloss, den menschlichen Befindlichkeiten doch lieber wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, und der die Welt auch als Radiophilosoph auf EinsLive erklärt, wird mit einem Referat aus seiner Sicht auf die Dinge die Zuschauer auf Stand bringen.
Wenn die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Ministerin für Schule und Weiterbildung, Sylvia Löhrmann (Grüne) zu Burchardt ins RLT kommt, kann es natürlich nur um Bildung gehen. Angesichts der permanenten Veränderung des Bildungssystem will er mit der Ministerin die Frage diskutieren "Wie viel Bildung braucht der Mensch?" Anschließend ist dann das Publikum dran und darf, soll mitreden.
Auch die beiden anderen Eingeladenen tragen prominente Namen, waren lange Zeit politische Entscheidungsträger: der SPD-Politiker Friedhelm Farthmann war von 1975 bis 1985 NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, und Professor Rita Süßmuth (CDU) war von 1988 bis 1998 Bundestagspräsidentin
Das Zusammentreffen mit Farthmann wird von der Frage bestimmt "Wie mächtig sind die Mächtigen?" Bis 1995 gehörte der gerade 80 Jahre alt gewordene Sozialdemokrat schließlich diesem Kreis noch an, bestimmt er doch als Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag wesentlich die Linie der Politik. Damals wie heute galt und gilt er aber als Politiker, der kein Blatt vor den Mund nimmt.
Rita Süßmuth, aus der aktuellen Politik zwar ebenfalls ausgestiegen, aber immer noch eine beredte Streiterin für ein Miteinander fremder Kulturen, wird mit Burchardt über die Frage "Wie das Fremde umarmen, ohne es zu unterwerfen?" debattieren. Die 74-Jährige gehörte 2000 zu der vom Bundesinnenminister eingesetzten Kommission "Zuwanderung", deren Abschlussbericht den programmatischen Titel "Zuwanderung gestalten – Integration fördern" trägt.