Neuss Gesellenhaus wird 100 Jahre
Neuss · Heute vor 100 Jahren wurde das Gesellenhaus eröffnet. Entworfen wurde es von dem Architekten Peter Behrens, der für das Quartier an Sternstraße und Drususallee einen Masterplan entwickelte. Der wurde nie verwirklicht.
Das Gesellenhaus an der Sternstraße — ein Haus mit Geschichte. Heute vor 100 Jahren wurde es eröffnet. Errichtet wurde es als Baustein eines "Masterplans", der nie vollendet wurde.
Bauherr war der Katholische Gesellenverein in Neuss. Der 1852 gegründete Neusser Kolping-Verein hatte im Jahre 1907 einen engen Wettbewerb zum Bau des Hauses ausgeschrieben, an dem die vier Architekten teilnahmen. Alle vier galten zwar als Vertreter des modernen Bauens, doch das Urteil der Jury fiel einstimmig aus: Der Entwurf von Peter Behrens sollte verwirklicht werden. Dem Mann, nach dem die Fachhochschule für Architektur in Düsseldorf benannt ist.
Die Bauaufgabe bestand darin, für die Mitglieder des Gesellenvereins ein Wohnheim zu schaffen, das außer Wohnräumen vor allem Säle und Räume für Veranstaltungen und Geselligkeit (Kegelbahn, Bierkeller, Zeichensaal, Bibliothek) enthalten sollte. Genau darauf war das umfangreiche Bauprogramm des Entwurfes von Peter Behrens in allen Einzelheiten abgestimmt. Die lange und schmale Form des Grundstücks stellte den Architekten vor keine leichte Aufgabe.
Da das Haus "keinen weltlichen, äußeren Repräsentationszwecken zu dienen habe", wie Peter Behrens meinte, müsse der Charakter des Gebäudes "einen Anflug von Bescheidenheit und behaglicher Einfachheit" verraten. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und später noch umgebaut, lässt sich die originale Anordnung der Räume des Gesellenhauses nur noch am ursprünglichen Grundriss nachvollziehen: Die Räume gruppieren sich um einen Innenhof mit Arkaden, der an einen klösterlichen Kreuzgang erinnert.
Zur Sternstraße sind die Baukörper plastisch und kontrastreich gegliedert, was durch die sparsame Modellierung der Fassade noch unterstrichen wird. Die Erscheinung des Hauses zeigt, dass sich Peter Behrens längst vom Baustil des Historismus abgewendet hatte und auf dem Weg in die Moderne war.
Die Anerkennung, die das Gesellenhaus fand, brachte Behrens 1910 einen weiteren Auftrag in Neuss ein. Für den Rechtsanwalt Johannes Geller sollte er eine "Ideenskizze zu einem Etagenhäuserviertel mittlerer Mietswohnungen an der Drusus- und Sternstraße" entwerfen, einem damals noch unbebauten Gebiet von über zwei Hektar Größe. Behrens entwarf einen Komplex mit geschlossenen Häusergruppen, der ein einheitliches Wohnviertel entstehen lässt. Die Mitte der Anlage bildet ein Platz. Die Skizzen sind erhalten geblieben, der Entwurf wurde aber nie verwirklicht. Ein Schicksal, das er mit anderen Masterplänen teilt.