Geschäftsidee aus Neuss Simon Boch macht die Kaffeerösterei mobil
Neuss · Die Möglichkeiten im Dienstleistungssektor sind längst noch nicht ausgereizt. Das belegt ein Student und Kaffee-Genießer aus Schlicherum. Er hat eine Kaffeerösterei in einen Lastwagen eingebaut. Und das funktioniert so.
Simon Boch ist ein umtriebiger junger Mann: Eigentlich studiert der Schlicherumer, der vor fünf Jahren Abitur am Norbert-Gymnasium in Knechtsteden gemacht hat, in Maastricht, wo er auf einem Hausboot in der Nähe der Uni wohnt, European Public Health. In seiner Freizeit bildet der ausgebildete Rettungssanitäter seinen Appenzeller Sennenhund Skei, den er als Welpe bekam und der inzwischen fast zwei Jahre alt ist, beim Malteser Hilfsdienst zum Flächen- und Trümmersuchhund aus.
Das neueste Projekt des Studenten, der gerade seine Bachelorarbeit schreibt: Eine mobile Kaffeerösterei. „Ich trinke selber gerne Kaffee, bin aber sehr anspruchsvoll. Es ist fast unmöglich, einen Kaffee zu finden, der mir schmeckt, deswegen hatte ich die Idee, es einfach mal selber zu versuchen.“ Nun hat er übers Internet den ehemaligen Verkaufswagen des 1. FC Kaiserslautern gekauft und umgebaut. Kernstück des Trucks ist ein Kaffeeröster mit einer ganz besonderen Technik: „Die Bohnen werden mit heißer Luft geröstet und nicht wie sonst üblich in einer heißen Trommel,“ erklärt der frischgebackene Barista. 15 Kilo Bohnen schafft der voll computergesteuerte Automat in der Stunde, das Ergebnis sind „gleichmäßig und schonend geröstete Bohnen, die sich für Kaffeespezialitäten eignen“ und als Bohne oder gemahlen verkauft werden.
Die Kaffeebohnen bezieht der 23-Jährige aus Äthiopien, Peru, Brasilien und Guatemala – fair gehandelt und unter ökologischen Bedingungen angebaut. „Meine Bohnen und auch der gemahlene Kaffee sind etwas für Liebhaber, die Spaß und Geschmack daran haben, die Varietäten des Heißgetränks herauszuschmecken“, so der Kaffee-Gourmet. Einen Teil seiner Einnahmen spendet Simon zurück an die Kaffeebauern im Ursprungsland und möchte so vor Ort Projekte unterstützen.
Unter dem Namen „Skeiced“ kann man Simon Boch und seinen Lastwagen buchen, denn neben dem Röster sind dort auch eine Kaffeemaschine, Kühlschrank und Waschbecken eingebaut, so dass der Kaffee direkt aus den aufklappbaren Seiten des Lastwagens ausgegeben werden kann. Für private und kleinere Feste hat er eine „Ape“ umgerüstet: Das dreirädrige Rollermobil, bekannt aus italienischen Filmen, verbirgt unter der Heckklappe ebenfalls eine Kaffeemaschine mit Mini-Tresen – so wird der Kleintransporter zur mobilen Kaffeebar.
Und wenn das Fest einmal etwas länger dauert und die „Kaffeezeit“ längst vorbei ist: Im von hinten begehbaren Innenraum des Kaffee-Trucks gibt es auch eine Wein-Abteilung. Denn Weine, die Boch anch eigenen Angaben bei Winzern am Gardasee oder im Piemont kauft, sind die nächste Leidenschaft des geschäftstüchtigen Neussers, so dass es nach dem Kaffeegenuss gleich nahtlos damit weitergehen kann. Iris Wilcke