Neuss Gemalte Illusionen

Neuss · Eine neue Ausstellung in der Alten Post zeigt Malerei von Stefan Lausch. Die so einfach wirkenden Bilder sind so raffiniert gemalt, dass sie dem Auge etwas vormachen: Es glaubt, räumliche Strukturen zu erkennen.

 "Intarsienbild (grüne Bänder)" von 2009 von Stefan Lausch ist in der ersten Etage der Alten Post ausgestellt.

"Intarsienbild (grüne Bänder)" von 2009 von Stefan Lausch ist in der ersten Etage der Alten Post ausgestellt.

Foto: Alte Post

Es kann Wochen dauern, bis der Tonwert so getroffen ist, dass Stefan Lausch weiß: Jetzt kann er anfangen zu malen. Was dabei herauskommt, ist von solch verblüfffender Exaktheit, dass man es kaum zu glauben vermag, dass seine Bilder tatsächlich mit Pinsel und Acrylfarbe und nicht am Computer entstanden sind. Und wenn sie dann auch noch überdimensional groß sind wie das 1,80 x 1,80 Meter große "Intarsienbild (grüne Bänder)"– dann kann es schon mal passieren, dass der Künstler selbst davor steht und immer noch staunt: "Das war eine Heidenarbeit!"

Aber wie bekommt man ein solches Grün, ein solches Tiefschwarz ohne jede Schliere und so gerade Linien hin? Mischen, mischen und wieder mischen und vor dem Malen abkleben, ist des Künstlers Methode, mit der er beeindruckende Bilder erschafft, die das Auge narren: Haben sie doch eine Tiefe und Plastizität, die einen auf den ersten Blick den Schwur auf eine dreidimensionale Arbeit leisten lässt.

So sicher wie mit Pinsel und Farbe kann der 45-jährige Düsseldorfer auch mit dem Wort umgehen. Selbst wenn er sagt, dass der Zugang zur Kunst leicht, aus den Arbeiten möglich sein muss, packt ihn gerne auch der Schwung, wenn er seine Werke abgeht und von seiner Methodik erzählt. Insofern also dürfte es so amüsant wie aufschlussreich sein, wenn er zur Eröffnung seiner Ausstellung "damals wie heute" in der Alten Post selbst die Einführung macht. "Es kommt ganz selten vor, dass ein Künstler auch über seine Kunst sprechen kann", sagt Klaus Richter, Fachbereichsleiter für bildende Kunst an der Alten Post und städtischer Kurator, der Stefan Lausch eingeladen hat und sichtbar glücklich über diese Zusammenarbeit ist.

Zu Recht, denn die erste Kunstausstellung im Jahr präsentiert einen Maler, der so vielseitig wie kreativ ist. Wer zuerst im Foyer die Bilder mit den geometrischen, so einfach wirkenden, aber so raffinierten und an Ornamente erinnernde Formen sieht, kommt kaum auf die Idee, dass die figurativen Zeichnungen eine Etage höher von derselben Hand stammen. Aber hier wie dort zeigt Lausch eine unglaublich exakte Linienführung; der schwarze Mann, "Schlehmihls Schatten", ist nicht etwa ein Scherenschnitt, sondern mit dem Pinsel gemalt. In zigfacher Ausführung hat er den Körper verändert – zu jeder kann sich der Betrachter eine eigene Geschichte denken.

Wer auf die Erzählungen Lauschs, wie er zu seiner Kunst gefunden hat, verzichten muss, kann dennoch einen Blick in seine Geschichte werfen. Denn die Vitrinen im Foyer hat der Meisterschüler von Alfonso Hüppi mit Blättern aus "so 'nem Karton" bestückt. Zeichnungen, die von seine Faszination von archaischen Zeichen, von Mosaiken und Intarsien zeugen. Dafür kann sich Lausch stundenlang in ein Museum setzen und zeichnen. Und weil es ihm viel bringt und gebracht hat, macht er das heute auch gerne mit seinen Studenten.

(NGZ)
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