Neuss Gelungenes Festivalexperiment

Neuss · Zum ersten Mal war eine Neusser Bühnenproduktion beim Globe-Theaterfest eingeladen, deren Ensemble aus Nicht-Profis besteht: "Der Shakespearestadl" von Susanne Weber. Die Zuschauer trampelten vor Begeisterung.

 Da waren es noch Putzfrauen: Emma (Enoh Meuthen), Cindy (Tiffany Danch) und Marianne (Jennifer Gehring). Aber Macbeth wartet schon.

Da waren es noch Putzfrauen: Emma (Enoh Meuthen), Cindy (Tiffany Danch) und Marianne (Jennifer Gehring). Aber Macbeth wartet schon.

Foto: Steffen Huppertz

Es war ein Wagnis. Eine Produktion mit jungen Frauen, Schülerinnen, Studentinnen, die ihre Zukunft nicht unbedingt auf der Bühne sehen, aber trotzdem Shakespeare spielen, zum renommierten Globe-Festival einzuladen – da hat Festival-Leiter Rainer Wiertz zweifellos Mut bewiesen. Und darf dafür den tobenden Beifall, den die fünf jungen Darstellerinnen des "Shakespearestadl" von Susanna Weber völlig zu Recht nach der Aufführung bekamen, auch ein bisschen für sich beanspruchen.

Allemal also war es den Versuch wert, "eine gelungene Schülertheaterproduktion sich unter professionellen Bedingungen" bewähren zu lassen, wie es im Programm heißt. Allein der Begriff "Schülertheater" geht an der Sache vorbei. Denn Schülertheater meint in der Regel eine Arbeitsgemeinschaft an einer Schule (manchmal bilden sich feste Gruppen), die offen ist für jeden interessierten Schüler – ungeachtet seiner Fähigkeiten. Zumeist wird unter Leitung eines interessierten und engagierten Lehrers ein Stück für eine Aufführung erarbeitet.

Der Unterricht an der Schule für Kunst und Theater, so der komplette Titel der Alten Post, hingegen hat einen professionellen Anspruch. Die Dozenten sind selbst Künstler, die Darsteller für Produktionen wie den "Shakespearestadl" (der im Mai 2009 Premiere in der Alten Post hatte) werden gecastet. Wer den Sprung schafft, wird über intensiven Unterricht mit Bewegungs- über Atem- bis hin zum Sprechtraining bühnenreif gemacht. Das machte aus Tiffany Danch, Jennifer Gehring, Enoh Meuthen, Miriam Peifer und Annette Trümper zwar keine perfekten Schauspielerinnen, aber hinter den anderen Globe-Profis müssen sie sich gewiss nicht verstecken. Mit großem Charme, aber auch beeindruckendem Können spielen sie fünf Putzfrauen, die aus purer Lust in die wichtigsten Rollen der großen Shakespeare-Dramen schlüpfen.

Mit der Einladung zum Globe-Festival ist für die Schauspielerin und Regisseurin Susanna Weber, die federführend die Spielfassung erstellt hat, ein "langer, heimlicher Traum" in Erfüllung gegangen. Dass der Auftritt dann ein so großer Erfolg wurde, hat sie nicht erwartet und macht sie umso glücklicher. Selbst am Tag danach fehlen ihr dafür noch die rechten Worte.

(NGZ)
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