Neuss Geklauten Koffer im Münster abgestellt

Neuss · So war das erste Deutsch-Niederländische Performance-Treffen in der Innenstadt nicht gedacht. Als die Künstlerin Ieke Trinks für einen Moment den Koffer mit den Dingen, die sie an einem Stand auf dem Wochenmarkt verkaufen wollte, aus den Augen ließ, wurde er gestohlen.

 Ieke Trinks und Klaus Richter mit dem wiederaufgetauchten Koffer.

Ieke Trinks und Klaus Richter mit dem wiederaufgetauchten Koffer.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der Dieb dürfte vom Inhalt jedoch eher enttäuscht gewesen sein, denn er bestand weitgehend aus Plastiktüten mit Müll, den Trinks zuvor auf den Neusser Straßen gefunden und eingetütet hatte. Diesen von potenziellen Käufern benennen und den Wert schätzen zu lassen, gehörte zu ihrem Auftritt bei der Aktion der Alten Post im Rahmen der Themenwoche "Anders sein".

 Performance-Künstler Peter Baren am Münster.

Performance-Künstler Peter Baren am Münster.

Foto: Woi

Auf dem Wochenmarkt hat das nicht mehr geklappt, dafür dann gestern auf dem Trödelmarkt. Denn der Koffer ist wieder aufgetaucht. Auf einer Kirchenbank im Quirinusmünster. Die ganze Geschichte könnte fast schon Teil der Performance sein - so skurril klingt sie. Aber Klaus Richter, Kurator der Alten Post und Organisator des Performance-Treffens mit sechs Künstlern, versichert glaubhaft, dass er intuitiv reagierte, als er mit Künstler Peter Baren auf das Münster zulief und dann in dem Gotteshaus einfach nachschaute. "Von Ieke Trinks' Verkaufsplatz auf dem Wochenmarkt war der Weg zum Münster für den Dieb der kürzeste", sagt er. Eine gute Stunde, nachdem der Koffer verschwunden war, hatte Trinks ihn also wieder. Allerdings ohne ihre Kamera, aber dafür mit Handy und Geldbörse, die von dem Dieb offensichtlich nicht entdeckt worden waren, weil beides tief in einer Tasche steckte. Richter hatte sofort die Polizei gerufen, auch Anzeige erstattet. Für Ieke Trinks nahm die Geschichte doch noch ein gutes Ende, weil sie einen Tag später von der Bummel-Atmosphäre des Trödelmarkts profitierte: "Ihr Stand war ständig besucht", sagt Richter.

Vom Koffer-Zwischenfall abgesehen, ist das Performance-Treffen aus seiner Sicht ein Erfolg. Peter Baren habe mit seiner Ein-Satz-Lesung aus Sloterdijks Buch "Zorn und Zeit" auf seinem Weg durch die Stadt die Menschen ebenso irritiert wie Sergeij Vutuc mit seinem Skateboard, Monali Meher mit ihren Räucherstäbchen und Patrick Jambon, der sich in knallrotem Overall kreuz und quer durch die Stadt schicken ließ. "Und um diese Wahrnehmung geht es ja", sagt Richter.

(NGZ)
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