Gauland lobt Wehrmacht Jüdische Gemeinde in Neuss empört über AfD-Aussage

Neuss · In der NS-Zeit töteten Soldaten der Wehrmacht tausende Juden - dennoch lobte AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland jüngst deren "Verdienste". In der jüdischen Gemeinde Neuss lösen diese Äußerung Sorgen aus.

 Bert Römgens blickt mit Sorge auf die Wahl am Sonntag.

Bert Römgens blickt mit Sorge auf die Wahl am Sonntag.

Foto: ati

Für Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde hat es in diesen Tagen etwas besonders Beklemmendes, wenn er die Synagoge besucht, um ein religiöses Fest, einen Gottesdienst zu feiern.

Denn mit großer Sorge blickt er auf Äußerungen von AfD-Spitzenpolitikern - etwa von Alexander Gauland über die Wehrmacht -, die gar darauf hoffen, stärkste Oppositionspartei im Bundestag zu werden.

Die Wehrmacht habe allein im polnischen Babi Jar 33.000 Juden getötet, erklärt Römgens als Beispiel, mit Gaulands Aussagen würden die Opfer des Holocaust verhöhnt. Vor allem aber zeigt sich Römgens, der auch Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Neuss ist, entsetzt darüber, dass nach Gaulands Lob für die Soldaten des Nazi-Regimes als Gegenreaktion kein "Aufschrei der Anständigen", der demokratischen Parteien kam: "Wir würden uns wünschen, dass es eine klare Gegenposition gibt."

"Zündeln, relativieren, zurückrudern, und das immer wieder von vorn" sei das Muster der AfD-Politiker, sagt er und ergänzt: "Ich glaube nicht, dass jeder AfD-Wähler rechtsradikal ist, aber die Partei bedient das komplette rechte Spektrum."

Und so ängstigen Römgens die Prognosen für die AfD bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Umso mehr noch, als dass die Jüdische Gemeinde morgen das Rosh Ha'Shana, das jüdische Neujahr, feiert, dessen Wesen von Ruhe und Nachdenklichkeit bestimmt werde.

Es sei ein "um Verzeihung bittender Anlass", erklärt er, nachdem man das eigene moralische und religiöse Verhalten im abgelaufenen Jahr bilanziere. In dieses Fest, das mit den "Zehn ehrfurchtsvollen Tagen" (mit der Chance, ein bisher schlechtes Urteil noch in ein positives umzuwandeln) beginnt und mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur endet, platzt aus seiner Sicht ein "Störfeuer massivster Art von rechts".

(hbm)
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