Neuss Funkelndes Adventskonzert

Neuss · Bei der jüngsten "Romanischen Nacht" im Juni im Quirinusmünster verhinderte ein einstündiger Stromausfall die Aufführung des "Magnificat" von John Rutter. Das wurde nun beim Adventskonzert – passend zum Hochfest Mariä Empfängnis – nachgeholt, und die damals um das Werk des zeitgenössischen englischen Komponisten betrogenen Besucher hatten freien Eintritt.

John Rutter, geboren 1945, schuf 1986 einen "Lobgesang Mariens", den es in dieser Art vorher noch nicht gab. Inspiriert von Spaniern oder Mexikanern, die mit Prozessionen und Straßentänzen die Marienfeste begehen, fügte der Tonschöpfer seinem Instrumentarium Conga-Trommeln hinzu, verwandte karibische Rhythmen und setzte das Blech fanfarenartig ein. Die lateinische Textvorlage erweiterte der Engländer um das gregorianische Sanctus, um ein Mariengebet und ein altes Gedicht aus seiner Heimat.

Kantor Joachim Neugart wusste seinem Münsterchor und der groß besetzten "Sinfonietta am Quirinusmünster" die oft kantigen Rhythmen gekonnt und schwungvoll zu vermitteln. Bis auf die Herren des Chores – namentlich im Tenor –, die ruhig ein wenig zupackender hätten agieren können, ließen sich alle mitreißen und waren ebenso begeistert wie das Publikum im proppenvollen Münster, das ausdauernd applaudierte.

Ein Großteil des Beifalls galt Sabine Schneider, deren funkelnder und doch weich zeichnender Sopran die dankbaren Soli "Et misericordia" und "Sancta Maria" veredelte. Schneider hatte vorher schon in der Arie "Bereite dir, Jesu, noch itzo die Bahn" aus der Bach-Kantate 147 aufhorchen lassen.

Hier konnte die Konzertmeisterin der fein musizierenden "Sinfonietta" in anspruchsvollen Violinsoli auch solistisch glänzen. Den Eingangschor der Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben" ließ der sehr genau leitende Kantor – historisch informiert – vom aufmerksam und tonschön agierenden Chor teils derart in der Lautstärke zurücknehmen, dass die Vokalisten kaum noch zu hören waren.

Mit dem eindrucksvoll gestalteten gregorianischen Adventshymnus "Veni Emmanuel", dessen fünf Strophen jeweils mit einem Refrain enden, hatte der Abend begonnen. Neugart verteilte seine Sänger im ganzen Kirchenraum, ließ wechselnd eine Gruppierung den Vers intonieren, und der von allen gesungene Refrain erscholl aus jedem Winkel der riesigen Kirche. Hier schuf die ansonsten oft störende Überakustik großartige Effekte.

(NGZ)
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