Neuss Für Jahnke beginnt Zeit des Genießens

Neuss · Seit fünf Jahren ist Bettina Jahnke Intendantin des Rheinischen Landestheaters. Fünf Jahre macht sie noch weiter. Der passende Zeitpunkt, um zurück auf Erreichtes und nach vorn auf noch Wünschenswertes zu schauen.

 RLT-Intendatin Bettina Jahnke blickt durchaus selbstkritisch auf die vergangenen Jahre zurück: "Ich musste feststellen: Man kann vieles machen, aber nicht alles geht", sagt sie.

RLT-Intendatin Bettina Jahnke blickt durchaus selbstkritisch auf die vergangenen Jahre zurück: "Ich musste feststellen: Man kann vieles machen, aber nicht alles geht", sagt sie.

Foto: Andreas Endermann

Halbzeit im Rheinischen Landestheater. Zumindest für die Intendantin Bettina Jahnke, die fünf Spielzeiten hinter sich und fünf weitere vor sich hat. Bis einschließlich 2018/19 zumindest läuft ihr Vertrag (den sie schon vor einem Jahr verlängert hatte). Und dann? "So weit denke ich noch nicht", sagt sie lachend, "bis jetzt entdecke ich immer noch die Möglichkeiten." Vor allem, wo sich gerade ein ganz großer Wunsch von ihr erfüllt hat: die Eröffnung des Theatercafés "Diva". Das sei ihr sehr wichtig gewesen, sagt sie: "Wir brauchen ein solches Zuhause für das Ensemble und für unsere Zuschauer."

Jetzt beginnt für Jahnke also "die Zeit des Genießens". Die ersten drei Jahre habe sie vor allem gebraucht, um Strukturen im Haus zu verschlanken oder ganz neu aufzubauen. Ob Technik oder Verwaltung und beides zusammen: "Alles läuft", sagt sie zufrieden und freut sich nun vor allem darauf, sich stärker auf die Kunst konzentrieren zu können. "Ich bin die erste regieführende Intendantin des Hauses", sagt sie, "vielleicht habe ich deswegen ganz besonders das Gefühl, dass die ersten Jahre vor allem für die Struktur draufgingen." Sie habe eben aus eigener Erfahrung gewusst, was Schauspieler, Regisseure und Bühnenbildner brauchen: "Das mag auch das Gefühl stärken, viel Zeit mit strukturellen Problemen verbracht zu haben."

Die ersten drei Jahre, so sagt Jahnke nachdenklich, seien die anstrengendsten gewesen. Jetzt, zwei weitere Jahre später, habe sie eine Position der Sicherheit erreicht: "Ich renne dem Theater nicht mehr hinterher", sagt sie und ergänzt auch selbstkritisch: "Ich weiß, dass ich anfangs sehr rücksichtlos war." Sie habe die Belastung eines Landestheaterbetriebs mit den Abstechern unterschätzt, gibt sie zu. "Ich musste feststellen: Man kann vieles machen, aber nicht alles geht." Ein gemäßigtes Maß zu finden, das Landes- und das Stadttheater RLT in Einklang zu bringen - das habe sie mittlerweile gelernt, sagt sie. So wurden aufwendige Zusatzreihen wie "Blind Date" oder "Late Night" nur eine Spielzeit durchgehalten: "Einem Stadttheater stehen sie gut an, aber mit dem Betrieb eines Landestheaters sind sie nicht zu leisten."

Gleichwohl sieht sie in dem "Sturm", den sie mit ihrem Team in den ersten Jahren übers Haus gebracht hat, auch einen Vorteil: "Alle haben es genossen, darauf angesprochen zu werden. Es machte uns stolz." Auch Christiane Schmücker, Leiterin für Marketing, Presse und Öffentlichkeit am RLT, sieht diese Zeichen: "Wir haben eine neue Energie ins Haus gebracht. Das merkt man nicht nur im Team selbst, sondern auch außerhalb. Unsere Theaterarbeit wird selbst in Hamburg registriert."

Dass mit jeder Spielzeit Ensemblemitglieder gehen und andere neu hinzukommen, ist für die beiden Theaterfrauen normales Geschäft. Dass sie mit Barbara Noth die Chefdramaturgin und mit Stefanie Schnitzler die Theaterpädagogin verlieren, bedeutet hingegen ein Einschnitt. Es sei nachzuvollziehen, dass Noth den Sprung an eine größere Bühne - ans Düsseldorfer Schauspielhaus - als Chance wahrnehme, sagt Jahnke und ergänzt: "Der Wunsch nach Veränderung kann ja auch damit zu tun haben, dass man nach fünf Jahren das Gefühl hat, alles ausgereizt zu haben." Bei Schnitzler hingegen sind es ausschließlich private Gründe, die sie gehen lassen - nach Mannheim, wo ihr Partner lebt und arbeitet.

So oder so: Den Schnitt will Jahnke nutzen. "Es tut uns persönlich, aber auch dem Theater gut, neue Energie zu bekommen", sagt sie. Derzeit führt sie noch Gespräche für die Besetzung der Dramaturgie, will davon auch abhängig machen, ob sie gleich den Leiterposten besetzt: "Das hängt von dem Menschen ab, die Struktur kann ich anpassen." Für Schnitzler gibt es schon eine Nachfolgerin. Meike Völling kommt von der Deutschen Oper in Düsseldorf und arbeitet schon jetzt am RLT mit. Denn geplant wird am Landestheater - wie immer - weit in die Zukunft hinein. So kommt in der übernächsten Spielzeit, als 2015/16, ein Stück auf den Spielplan, das Jahnke schon immer machen wollte: "Richard II. von Shakespeare", sagt sie strahlend. Und natürlich, die Regie führt sie auch selbst.

(NGZ)
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