Überraschung in Neuss Halb so wild: Fuchs-Besuch in der City

Neuss · Rolf Niggemeyer aus Haan hat ein ungewöhnliches Haustier: Mit seiner Füchsin Foxy (5) war der 64-Jährige jetzt in Neuss unterwegs – und machte einen überraschenden Besuch in der Tourist-Info. Es wurde fleißig gestreichelt.

 Foxy und Herrchen Rolf Niggemeyer sorgten für staunende Gesichter in der Tourist-Info. Mitarbeiterin Mailin Siebolds durfte streicheln.

Foxy und Herrchen Rolf Niggemeyer sorgten für staunende Gesichter in der Tourist-Info. Mitarbeiterin Mailin Siebolds durfte streicheln.

Foto: Neuss Marketing/Neuss Marketing GmbH

Die Verwunderung war groß in der Tourist-Info in der Neusser Innenstadt, als plötzlich zu erkennen war, dass sich in dem offenen Buggy gar kein Kind befindet. Das Fell, die spitze Schnauze und die typischen Ohren verrieten recht schnell: Mensch, das ist ja ein Fuchs!

Doch der höchst untypische Besuch in der Tourist-Info war im wahrsten Sinne des Wortes halb so wild. Denn bei dem Tier handelte es sich um die Füchsin „Foxy“ – sie ist das Haustier von Rolf Niggemeyer. Der 64 Jahre alte Haaner begleitete seine Frau jetzt zum Notar nach Neuss, nutzte dort die Gelegenheit für einen entspannten Spaziergang durch die City – und zog dort viele Blicke auf sich.

Steffi Lorbeer von Neuss Marketing war gerade zufällig in der Tourist-Info – und ließ sich von Rolf Niggemeyer die Geschichte hinter der besonderen Mensch-Tier-Beziehung erzählen. Obwohl das Fuchs-Herrchen darauf achtet, dass seine Foxy nur von Kindern gestreichelt wird („das wird ihr sonst zu viel“), durfte Steffi Lorbeer auch mal am schönen Fell der Rotfuchsdame fühlen. „Es ist sogar noch flauschiger als das von meiner Katze“, so die Tourismusmanagerin, die den Fuchs-Besuch fotografisch festhielt und gleich bei Facebook veröffentlichte.

Aber welche Geschichte verbirgt sich denn nun hinter Foxy und Rolf Niggemeyer? Als der Rotfuchs knapp vier Monate alt war, wurde er bei einem Unfall im Allgäu schwer verletzt. Die Mutter verendete dabei. Der Autofahrer brachte Foxy daraufhin zum Tierarzt, der zunächst Brüche der beiden Vorderläufe feststellte und die zuständigen Jäger dieses Reviers kontaktierte. Dabei handelte es sich um Niggemeyers Cousine und ihren Ehemann. „Sie wurden gefragt, ob sie bereit wären, den Fuchs gesund zu pflegen“, sagt Niggemeyer.

Man sei damals davon ausgegangen, dass man ihn nach drei bis vier Wochen wieder auswildern könnte. Beim nächsten Arzttermin stellte sich jedoch heraus, dass nicht nur die Vorderläufe gebrochen waren, sondern auch die Schulter. Der Tierarzt sagte, das Tier gesund zu pflegen, würde zu lange dauern. Es wäre das Beste, das Tier zu erschießen. „Das hat meine Cousine nicht übers Herz gebracht und wollte Foxy zunächst einem Tierpark übergeben“, so der Haaner, der auch als Wildtierfotograf aktiv ist.

Aufgrund der Schwere der Verletzung und der Tatsache, dass Foxy im Winter warm gehalten werden muss, wäre der Aufwand für die Tierparks aber zu groß gewesen – auch finanziell gesehen.

Als seine Cousine ihm von dem tragischen Schicksal des Fuchses berichtete, sagte Niggemeyer sofort zu, ihn bei sich aufzunehmen, sollte der 64-Jährige die nötige Erlaubnis der Behörden erhalten. Nach kurzer Zeit bekam er dann das Ok der Unteren Landschaftsbehörde Kreis Mettmann. Außerdem musste er eine Prüfung des Amtsveterinärs absolvieren, in der er unter anderem beweisen musste, dass er weiß, wie man einen Fuchs hält.

Nach einer kurzen Zeit, die Foxy benötigte, um sich an den dauerhaften menschlichen Kontakt zu gewöhnen, genießt sie jetzt ihr Leben in vollen Zügen – und darf sogar bei den Niggemeyers auf die Couch. Tagsüber läuft sie frei in der Wohnung herum. „Zudem gehe ich jeden Tag mit ihr ausgiebig spazieren“, sagt der Fuchs-Halter. Zu fressen kriegt sie Nassfutter für Hunde und drei bis vier tiefgefrorene Eintagsküken pro Tag, die sie zur Verdauung benötigt. Neuss ist für Niggemeyer keine unbekannte Stadt. Mehrfach war er mit Foxy – der sogar eine E-Mail-Adresse eingerichtet wurde – in Schulen und Kindergärten zu Gast, um dort für große Kinderaugen zu sorgen.

So flauschig das Fell von Foxy auch ist. Ihr Dasein als Haustier ist ein Einzelfall – Niggemeyer betont immer wieder, dass Füchse Wildtiere sind und in die Freiheit gehören. Dass Wildtiere von Menschen als Haustiere gehalten werden, hält er zwar grundsätzlich für falsch. Ohne seine Hilfe würde Foxy aber nicht mehr leben.

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