Rätselhaftes Neuss Die Heuschrecke im Mantelsaum des Frings-Denkmals

Neuss · Der WDR-Moderator von „Hamzi `ne Frage“ war wieder in Neuss unterwegs. Dieses Mal wollte er wissen, warum im Mantelsaum des Kardinal-Frings-Denkmals eine Heuschrecke sitzt.

 Ein Detail des Frings-Denkmals zog Hamzi Ismail nach Neuss.

Ein Detail des Frings-Denkmals zog Hamzi Ismail nach Neuss.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Rätselhaftes Neuss: Für den Fernsehmoderator Hamzi Ismail bleibt die Stadt eine wahre Fundgrube für Merk- und Denkwürdiges. Nachdem er mit der Kamera unter dem Motto „Hamzi `ne Frage?“ schon der Geschichte des Meererhof nachgespürt, den Namen der Haltestelle „Am Kaiser“ ergründet und die mit dem Umbau des Autobahndreiecks Neuss-Hafen verschwundene „Neusser Trompete“ gesucht hat, gab ihm jetzt das Kardinal-Frings-Denkmal am Quirinusmünster Anlass zum Nachdenken. Warum, so fragte er sich, sitzt in einer Mantelfalte des Kölner Erzbischofs und Neusser Ehrenbürgers eine Heuschrecke?

Stadtführer Rolf Lüpertz kennt diese Abbildung, auch wenn sie, wie er weiß, weitgehend unbeachtet bleibt. Vor die Kamera wollte er aber nicht, denn sein Wissen beschränkt sich auf die kurze Erklärung des Naturhistorischen Museums Wien, die Friedhelm Ruf in seiner 2015 erschienen Frings-Biografie veröffentlicht hat: „Sie ist in der christlichen Tiersymbolik ein Sinnbild der Seele, da sie sich vier Mal häutet und von der Last des Irdischen befreit.“

 Was macht eine Heuschrecke im Mantel des Kardinal Frings?

Was macht eine Heuschrecke im Mantel des Kardinal Frings?

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Wie viel in dieses Tiersymbol zu interpretieren ist, erlebte das WDR-Team am Montag beim Dreh. Andreas Süß, Oberpfarrer an St. Quirin, wertete die Heuschrecke positiv, weil sie als eine der zehn biblischen Plagen den Weg frei machte für die Befreiung des Volkes Israel aus ägyptischer Knechtschaft.

Aber die Heuschrecke kommt 60 Mal in der Bibel vor, gibt Bernd Ramakers, Präsident der Neusser Kardinal-Frings-Gesellschaft, zu bedenken. Er hat sich nach eigener Darstellung mit der Grille im Mantelsaum intensiv beschäftigt und kann in ihren biblischen Erwähnungen wenig Positives entdecken. Grundbedeutung der Heuschrecke sei auch im heutigen Sprachgebrauch die Zerstörung, sagt Ramakers, räumt aber ein, dass diese immer auch die Voraussetzung dafür ist, dass Neues entstehen kann. Er ist überzeugt, dass der Kölner Bildhauer Elmar Hillebrand, der das Standbild schuf ohne Auftrag um die Grille erweiterte, eher das Zweite Vatikanische Konzil im Auge hatte, auf dem Frings das Heilige Offizium, Nachfolgerin der mittelalterlichen Inquisition, angriff und so einen Wandel in der katholischen Kirche einleitete. Ziemlich kompliziert für ein kurzes Statement, das er wohl 30 Mal vor der Kamera wiederholen musste. „Ich bin gespannt, was der WDR daraus macht“, sagt Ramakers, dessen Aufgabe es war, das Rätsel aufzulösen. Das Ergebnis soll am 7. März in der Lokalzeit zu sehen sein.

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