Friedhöfe in Neuss Rasengräber für Menschen ohne Angehörige

Neuss · Vom Ordnungsamt veranlasste Beisetzungen werden neu definiert. Denn fast täglich erreichen das Friedhofsamt Beschwerden wegen des Zustands der Gräber.

 Fast täglich gehen bei der Friedhofsverwaltung Beschwerden über den Zustand der Gräber ein, die vom Ordnungsamt belegt werden.

Fast täglich gehen bei der Friedhofsverwaltung Beschwerden über den Zustand der Gräber ein, die vom Ordnungsamt belegt werden.

Foto: Andreas Woitschützke

Rund 50 Mitarbeiter sorgen auf den Friedhöfen für einen zufriedenstellenden Pflegezustand. Das unterstrich der Beigeordnete Matthias Welpmann am Mittwochabend im Umweltausschuss und forderte damit den Widerspruch von Judith Kauff (Die Linke) heraus. Sie monierte den Zustand der Gräber, die im Auftrag des Ordnungsamtes belegt werden – und bekam von Rainer Lessmann Recht. „Wir bekommen fast täglich Telefonate mit Beschwerden dazu“, sagte der Betriebsleiter der Friedhöfe.

Das soll sich ändern. Erhielten Tote, deren Beisetzung vom Ordnungsamt angeordnet werden musste, weil sich keine Angehörigen fanden, bislang ein Reihengrab, so solle ihre Grabstelle künftig von vornherein als Rasengrab definiert werden, sagte Lessmann. „Der abgesunkene Grabhügel wird eingesät und von uns mitgemäht“, beschrieb er den Vorgang.

Gegenwärtige Probleme löst das nicht. Denn noch liegen in den Feldern dieser „Armenbegräbnisse“ Verstorbene ohne Angehörige neben solchen, von denen nach der Beisetzung noch Verwandte ausfindig gemacht werden konnten. Diese werden dann zur Erstattung der Kosten, mit denen die Stadt in Vorlage gegangen war, herangezogen, erwerben damit aber auch alle Rechte an dem Grab. Manche richten diese Reihengräber her und halten sie in Schuss, andere dagegen nicht – oder verlieren schnell das Interesse. Entsprechend unterschiedlich sind der Pflegezustand und das Erscheinungsbild der Gräber.

Das Problem aus Sicht der Friedhofsverwaltung: So lange das Belegungsrecht gilt, kann die Stadt an diesen Gräbern nichts verändern. Auch dann nicht, wie Lessmann ausführte, wenn Angehörige selbst auf mehrere Schreiben überhaupt nicht reagieren. Trotzdem möchte die Stadt das Erscheinungsbild dieser Grabfelder so weit wie möglich verbessern. Er versprach den Ausschussmitgliedern: „Wir versuchen, das sukzessive anzugehen.“

Sorgen macht der Friedhofsverwaltung aber nicht nur der Pflegezustand mancher Gräber, sondern – nach drei Dürrejahren – auch der der Bäume. Sie alle zu bewässern, gehe nach Darstellung von Welpmann nicht. Die Friedhöfe insgesamt würden die Größe einer dreistelligen Hektarfläche haben, sagt er. Und seine Mannschaft, ergänzte Lessmann, kümmere sich schon um 7000 Bäume. Er hat festgestellt, das von den jüngeren und zum Teil neu gepflanzten Bäumen fast alle die Trockenheit überstanden haben. Besonders leidend seien ältere Bäume und da vor allem Birken und Zypressen. Alleine auf dem Holzheimer Friedhof mussten sechs Scheinzypressen gefällt werden. Zum ökologischen Ausgleich wurden danach insgesamt hunderte Forstpflanzen und etwa 70 Hochstammbäume gepflanzt.

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