Neuss Freiwilligenzentrale gefährdet

Neuss · Caritas und Diakonie wurden aufgefordert, Anträge nur noch projektbezogen zu formulieren. Das haben sie im Fall der Freiwilligenzentrale getan – und wurden enttäuscht. Die Ablehnung heißt für sie: "Nagelprobe nicht bestanden."

 Norbert Kallen, Hildegard Reuter, Christoph Havers und die ehrenamtlichen Berater Hans Maier und Dieter Michel (v.l) sehen die Freiwilligenzentrale akut gefährdet. Fest steht: Am Meererhof bleibt sie nicht.

Norbert Kallen, Hildegard Reuter, Christoph Havers und die ehrenamtlichen Berater Hans Maier und Dieter Michel (v.l) sehen die Freiwilligenzentrale akut gefährdet. Fest steht: Am Meererhof bleibt sie nicht.

Foto: A. Woitschützke

Caritas und Diakonie wurden aufgefordert, Anträge nur noch projektbezogen zu formulieren. Das haben sie im Fall der Freiwilligenzentrale getan — und wurden enttäuscht. Die Ablehnung heißt für sie: "Nagelprobe nicht bestanden."

Die Freiwilligenzentrale am Meererhof wird schließen. Caritas und Diakonie, seit 1999 Träger dieser Einrichtung zur Vermittlung ins Ehrenamt, haben den Mietvertrag für diese Kontakt- und Beratungsstelle zur Mitte nächsten Jahres gekündigt. Sie reagieren damit auf die Ratsbeschlüsse zum Etat für das nächste Jahr, mit denen die Stadt aus dieser bisher gemeinschaftlich getragenen Einrichtung aussteigt.

Dieser Beschluss wird in der Sache bedauert, sagt Diakonie-Vorstand Christoph Havers: "Der Bestand der Einrichtung ist akut gefährdet." Doch für Havers hat der Ratsentscheid eine weitreichendere Dimension. "Die Stadt hat die Nagelprobe nicht bestanden", stellt er fest.

Denn der angekündigte Systemwechsel der Verwaltung, die im Sozialbereich von einer pauschalierten zu einer projektbezogenen Förderung übergehen will, ist mit diesem ersten und gleich abgelehnten Projektantrag diskreditiert.

In der Vergangenheit hatte die Verwaltung den Wohlfahrtsverbänden einen Teil der Fördergelder pauschaliert zugewiesen. Das versetzte diese in die Lage, so Caritasdirektor Norbert Kallen, in ein Projekt zu investieren, ohne dass von vorneherein die Refinanzierung geklärt war.

Diese Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt, der Globalzuschuss für 2012 halbiert und ab 2013 ganz gestrichen. Statt dessen sind die Verbände aufgefordert, projektbezogene Mittel zu beantragen. "Das haben wir gemacht", sagt Havers, doch der Antrag, dass sich die Stadt weiter mit einem Drittel der Kosten an der Freiwilligenzentrale beteiligt, wurde abgelehnt.

Konkret geht es um 7000 Euro jährlich, deklariert als Mietzuschuss. Den hätte die Stadt auch als Sachleistung erbringen können, stellt Kallen klar, etwa indem sie einen Büroraum in einer städtischen Immobilie zur Verfügung stellt. Das sei mit Hinweis auf die Kosten, die ja dann beim städtischen Gebäudemanagement anfallen würden, abgelehnt worden. Für die Verbände heißt das: Die Stadt will aussteigen.

Dabei profitiert auch die Kommune von der Freiwilligenzentrale, die ehrenamtliche Helfer auch in die Museen, ins Herz-Jesu-Altenheim oder als Schiedsleute vermittelt. Und beide gehen noch weiter: Die Stadt, die einen Ehrenamtspreis auslobt und regelmäßig zu Ehrenamtstagen einlädt, lasse es jetzt an einem klaren Bekenntnis zum Ehrenamt fehlen.

Denn mehrheitlich abgelehnt wurde der Antrag mit dem Hinweis, diese Anlaufstelle könne ja in jeder Einrichtung von Diakonie oder Caritas unterkommen. Die sehen sich mit diesem Satz alleingelassen.

(NGZ)
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