Fotos Das sind die ersten Kommunalpolitikerinnen in Neuss
Die promovierte Staatswissenschaftlerin Anna Henk (Foto: Stadtarchiv) hatte schon einen Namen in Neuss, als sie sich 1929 entschloss, auf der Liste des Zentrums für den Stadtrat zu kandidieren. Denn die 1894 in Düsseldorf geborene Henk war 1922 als Sozialbeamtin beim „Arbeitsnachweis Neuss“ eingestellt worden und dort Vertreterin des Geschäftsführers. 1927 wurde sie als stellvertretender Direktor des Arbeitsamtes Neuss bestätigt. Sie wechselte 1932 zum Landesarbeitsamt nach Köln, wurde aber von den Nationalsozialisten degradiert und kehrte nach Neuss zurück. Dem Rat gehörte sie bis März 1933 an. Nach dem Krieg wurde Henk Leiterin des Arbeitsamtes Neuss, blieb das bis 1959, betätigte sich aber nicht mehr politisch. Sie starb 1967 in Neuss.
Von den drei Frauen, die zwischen 1919 und 1933 im Stadtrat saßen, erlebte Katharina Ross (Foto: Stadtarchiv) am deutlichsten, was politische Verfolgung bedeutet. Die 1899 in Neuss geborene Kommunistin wurde im Februar 1933 nach dem Reichstagsbrand und noch zwei weitere Male von den Nazis verhaftet – 1935 unter dem Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat und im August 1944 nach dem Hitler-Attentat. So saß sie insgesamt mehr als zehn Monate unschuldig im Gefängnis. Die Fabrikarbeiterin war 1929 in den Rat gewählt worden und stand auch im März 1933 auf der Kandidatenliste, doch wurden die fünf KPD-Mandate nach der Wahl für ungültig erklärt. Ross wurde nach dem Krieg als Verfolgte des Naziregimes anerkannt. Sie starb 1982 in Neuss.
Seit 1918 gab es in Deutschland das Frauenwahlrecht, doch nur die Zentrumspartei sorgte bei der ersten Ratswahl im November 1919 dafür, dass mit Stefanie Thywissen-Dorsemagen (Foto: Stadtarchiv) eine Frau einen sicheren Listenplatz erhielt. Die erste Stadtverordnete wurde 1884 als Stefanie Dorsemagen in Wesel geboren und heiratete 1908 den Neusser Kaufmann Heinrich Thywissen. Schon 1914 zur Kriegerwitwe geworden, zog sie 1917 nach Neuss, wo das Zentrum bis 1933 die stärkste politische Kraft war und sich besonders um Kandidatinnen bemühte. Thywissen-Dorsemagen wurde Mitglied in der Armen- und Wohlfahrtsdeputation. 1924 wiedergewählt, schied die Politikerin schon Anfang 1926 aus dem Rat aus. Sie starb Ende 1970 in Neuss.