"Foto Wickrath" gab es seit 1948 in Neuss. 1962 kam der damals 20-jährige Adrians als Erstverkäufer in das Geschäft, 1995 übernahm er die Firma in eigener Regie. Einzelhandel hatte er gelernt, die Fachwelt der Fotografie erschloss sich Adrians danach Schritt für Schritt. Neues Lernen muss er bis auf den heutigen Tag, denn seine Branche machte in den Jahrzehnten, die der 70-Jährige übersehen kann, einen grundlegenden Wandel durch.

1962 gehörten 50 Mitarbeiter zum Unternehmen, die unter anderem damit beschäftigt waren, Schwarz-Weiß-Filme zu entwickeln, von den Negativen Bilder abzuziehen oder auf Bestellung zu vergrößern. Die (Farb)-Filmpatrone und der Negativstreifen der Analog-Fotografie aber sind inzwischen ein Auslaufmodell. Die Fotowelt wird zunehmend digital und kommt ohne Dunkelkammer oder Chemikalien aus – aber auch ohne Retusche. Diese "Kunst" der Bildnachbearbeitung geht ebenfalls verloren. "Der Kunde entscheidet sofort, ob er ein Bild haben will", nennt Adrians einen Vorteil der neuen Technik. Aber er weiß auch: "Viele dieser Bilder verschwinden auf Festplatten. Fraglich, ob sie da dauerhaft gesichert sind." Fotobücher, die "Foto Wickrath" natürlich anbietet, sind inzwischen für viele die Lösung, Bilder wieder "greifbar" zu machen.

Adrians öffnet sein Geschäft am Samstag zum letzten Mal. Er freut sich vor allem, nach einem halben Jahrhundert keine Verantwortungfür ein Unternehmen mehr haben zu müssen. Seine beiden Angestellten haben einen neuen Job gefunden, der Praktikant, der zuletzt ins Team kam, wird bei City-Foto eine Lehrstelle bekommen. Als Pensionär will er sich auch mehr Zeit für die Fotografie nehmen, die über den Beruf auch zu seinem Hobby wurde. "Man lernt, anders zu sehen und erkennt Dinge, an denen man sonst oft einfach vorbeigeht."