Sanitäter fotografierten Patienten in Neuss Foto-Skandal: Ein Johanniter verzichtet auf Klage

Neuss · Nach dem Skandal bei den Johannitern hat der erste Rettungssanitäter die Klage gegen seine fristlose Kündigung zurückgezogen. Deshalb entfällt der ursprünglich für morgen angesetzte Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Mönchengladbach, teilt Arbeitsrichterin Anja Keil mit.

Drei Rettungsdienstmitarbeiter des Neusser Wohlfahrtsverbandes hatten im vergangenen Jahr Patienten während des Transportes in entwürdigender Weise fotografiert — unter anderem wurde eine letzte Ölung mit einer Klo-Bürste nachgestellt — und die Bilder ins Internet gestellt. Als der Arbeitgeber davon erfuhr, entließ er die drei langjährigen Mitarbeiter fristlos. Sie reichten dagegen Klage ein.

"Von den beiden anderen gibt es bisher keine Äußerung, die Termine bestehen also noch", berichtet Anja Keil. Sollten die zwei Männer nicht auch noch ihre Klagen zurückziehen, finden ihre Gütetermine Ende Februar und Anfang März statt. Bei den Neusser Johannitern hofft man, dass auch die beiden weiteren Mitarbeiter auf ihre Klagen verzichten. Die Geschäftsführung des Wohlfahrtsverbandes hatte schon gleich nach Erheben der Klagen ihr Unverständnis darüber geäußert. "Jetzt sind wir erleichtert, dass zumindest einer zurückgezogen hat", sagt Johanniter-Sprecher Dieter Guderley. "Vielleicht ist es ja Einsicht."

In den Alltag des Rettungsdienstes sei mittlerweile wieder etwas Ruhe eingekehrt. Das Bekanntwerden der Fotos hatte Belegschaft und Geschäftsführung ebenfalls entsetzt. "Bestimmte Mechanismen — vor allem zum Datenschutz — werden im Moment zusammen mit der Stadt Neuss überprüft", erklärt Guderley. Auf den Fotos abgebildete Patienten hätten sich noch nicht gemeldet. Und von den Kunden komme Zuspruch. "Sie sagen uns, dass es nur einzelne gewesen seien und deshalb nicht alle Johanniter böse seien", sagt Guderley.

Die Staatsanwaltschaft hat noch keine neuen Erkenntnisse. Sie ermittelt unter anderem wegen Beleidigung.

(sug)
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