Neuss Forscher fordern mehr Professoren

Neuss · Jutta Zülow stellt die Wissenschaft 2018 in den Mittelpunkt ihrer GUT-Gespräche. Zwei Forscher präsentierten ihre Projekte.

Neuss: Forscher fordern mehr Professoren
Foto: Tinter Anja

Der Abend geriet zu einem Plädoyer für die Wissenschaft. Betriebswirte werden benötigt, um Unternehmen zu verwalten; Juristen sind erforderlich, um Firmen zu ordnen. "Doch sie alle, so wichtig sie sein mögen, produzieren nichts", sagt Christian Stammen, der für ein chinesisches Unternehmen als Forscher und Entwickler arbeitet und sich zudem mit Vorlesungen in der Ausbildung der Studenten an der RWTH Aachen engagiert. Gemeinsam mit Tobias Beck, einem jungen Wissenschaftler aus dem Bereich der Nanotechnologie, war Stammen jetzt Gast beim Gnadentaler Unternehmer Tisch (GUT), wo sie Ulrich Deppendorf, dem früheren Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, Rede und Antwort standen.

Jutta Zülow sieht im Gut Gnadental, seit 1996 Sitz des Familienunternehmens, einen Ort für den Wissensaustausch. Dem dienen vor allem die GUT-Veranstaltungen, die Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammenführen. 2017, ein Jahr mit Wahlen zum Bundestag und zum Landtag, waren mit Thomas de Maizière, Peter Altmaier und Sigmar Gabriel gleich drei bundespolitische Schwergewichte zu Gast.

Das noch junge Jahr soll nach Willen der Gastgeberin jetzt einen wissenschaftlichen Kontrapunkt setzen. Der Ansatz geht offenbar auf, denn die beiden jungen Forscher Beck (2017) und Stammen (2018), beide Träger des mit 20.000 Euro dotierten Wissenschaftspreises des Industrieclub Düsseldorf, füllten den Saal - faszinierten mit ihrer Leidenschaft für Forschung und Entwicklung. Für Stammen war es fast ein Heimspiel. Er besuchte, ebenso wie Mitgastgeber David Zülow, einst das Humboldt-Gymnasium in Neuss und er wohnt heute mit seiner Familie in Korschenbroich-Glehn.

Neuss: Forscher fordern mehr Professoren
Foto: pixabay.com

Das Forscher-Duo bekannte sich zum Forschungsstandort Deutschland. Auch bei freier Auswahl locke das Ausland nicht. "Wir haben in Deutschland mehr Chancen als viele wahr haben wollen", sagt Beck, der in Diensten der RWTH Aachen steht. Die Finanzierung von Forschungsvorhaben sei in den USA oder der Schweiz oftmals noch schwerer als hierzulande zu realisieren: "Deutschland steht auch dank der EU besser da als andere."

Doch auch Deutschland muss in Augen der jungen Wissenschaftler seine Anstrengungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung erhöhen. "Wir benötigen mehr Professoren-Stellen", sagt Beck. Rückendeckung erhielt er aus dem Auditorium. Walter Leidinger, früherer Leiter des Chemparks in Dormagen, beklagte, dass es trotz eingeleiteter Energiewende in Nordrhein-Westfalen keinen Lehrstuhl für Elektrochemie gebe. Stammen machte sich dafür stark, dass Forschungsgelder langfristiger disponiert werden: "Eine mittelfristige Planungssicherheit ist zwingend." Auch sei es bedauerlich, dass ein guter Teil der Fördermittel in Verwaltung und Bürokratie versanden würden.

Tobias Beck und Christian Stammen warben mit ihrem GUT-Auftritt für die Forschung und für die praxis- und produktionsbezogene Ausbildung - ein Plädoyer für die Wissenschaft eben.

(-lue)
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