Neuss Förderpreis geht an Henning Strübbe

Neuss · Im Foyer des Rheinischen Landestheaters wurde der jährliche Förderpreis für herausragende schauspielerische Leistungen vergeben. Gleichzeitig wurden vier Ensemble-Mitglieder verabschiedet, die das Theater verlassen.

 Joachim Rulfs (links) und Kathrin Eisenbarth zeichneten am Freitagabend den diesjährigen Träger des Förderpreises der Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters aus: Henning Strübbe (rechts).

Joachim Rulfs (links) und Kathrin Eisenbarth zeichneten am Freitagabend den diesjährigen Träger des Förderpreises der Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters aus: Henning Strübbe (rechts).

Foto: Andreas Woitschützke

Bevor die geladenen Gäste, Künstler und Mitglieder des Kreises der Freunde und Förderer des RLT, von ihrer Spannung erlöst wurden, boten sich ihnen, ganz Theater, sehens- und hörenswerte Akte vor dem eigentlichen Höhepunkt der Preisverleihung. "Summertime" gesungen von der stimmgewaltigen Cornelia Kopp und Doris Feldhusen am Klavier, brachte die atmosphärisch passende Einstimmung in den lauen Sommerabend. In seiner Begrüßungsrede lobte der Vorsitzende des Fördervereins, Joachim Rulfs, die äußerst gelungene Spielzeit 2012/2013.

Vielbeachtete Premieren wie "Hiob", der "Kaufmann von Venedig" oder "Bericht für eine Akademie" aber auch die Gesprächs- und Unterhaltungsreihen "Was glaubst du denn?" und "Heiliger Bimbam" zeigten die hohe Qualität und Innovationsfreude des RLT. Dafür gebühre dem gesamten Theater, vom 17-köpfigen Ensemble, über die Intendantin Bettina Jahnke bis hin zur Praktikantin in der Requisite Hochachtung. "So macht das Fördern richtig Spaß" resümierte Rulfs, ein Spaß im Übrigen, den die Freunde und Förderer des Theaters gerne teilen: neue kulturinteressierte Mitglieder sind stets willkommen.

Einen interessanten Einblick in die Welt der Theaterklänge lieferte anschließend der Musiker und Komponist Bojan Vuletic, der unter anderem für die Intonation der Hiob-Aufführung verantwortlich war. "Schon die Art, wie jemand über die Bühne geht, macht einen bestimmten Klang aus", so Vuletic. Daher müssten zusätzliche Töne und Musiken immer vorsichtig und exakt eingesetzt werden, damit sie sich harmonisch in die Inszenierung einfügen können. "Es muss immer einen konkreten Grund geben, warum wann welcher Laut ertönt. Meine Aufgabe sehe ich darin, herauszufinden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem die Töne eine Magie entfalten und es schaffen, uns zu berühren. Bei dieser Arbeit kommt man immer wieder in eine Art Rauschzustand", sagte der leidenschaftliche Musiker.

Vor eine eher zwiespältige Aufgabe wurden anschließend vier Vorstandsmitglieder gestellt, die jeweils ein Ensemblemitglied verabschieden mussten. Richard Erben, Emilia Haag (Preisträgerin 2010), Michael Putschli sowie Stefan Schleue (Preisträger 2011) verlassen das Rheinische Landestheater und gehen neue (Theater)-Wege. Mit "Ich hab noch einen Koffer in Neuss" wurden die vier mit einem textlich leicht veränderten Klassiker augenzwinkernd auch musikalisch verabschiedet.

Und dann wurde es ernst. Die enorme Bühnenpräsenz, die intensive Einfindung in die Rollen und die Vielfalt der dargestellten Charaktere habe die Jury überzeugt, sagte die Laudatorin Kathrin Eisenbarth. Durch seine anspruchsvolle Verkörperung des Menuchim im Hiob, die Rolle des "Antonio" im Kaufmann von Venedig und durch viele weitere Darstellungen konnte Henning Strübbe die Jury für sich gewinnen. "Ich bin einfach nur glücklich!" entfuhr es dem 1981 in Ibbenbühren geborenen Preisträger. Dennoch sei der mit 1500 Euro dotierte Preis "auch immer ein Preis für die Kollegen – so viele andere im Ensemble hätten ihn genauso verdient", sagte Strübbe. Und, ganz ehrlich, hat er mit dem Preis gerechnet? "Nein, überhaupt nicht, natürlich habe ich ein bisschen gehofft, aber damit zu rechnen, das wäre angesichts der vielen tollen Schauspieler hier absolut vermessen."

(NGZ/anch)
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