Neuss Flüchtlingsheim soll kein Brennpunkt werden

Neuss · Bis Ende nächster Woche sollen die ersten Flüchtlinge in eines der leerstehenden Hochhäuser an der Hülchrather Straße in Weckhoven einziehen. Die Anwohner wollen auf die Neulinge zugehen.

 In dieses Hochhaus werden die 50 Asylbewerber einziehen. Die Weckhovener werden sie unterstützen.

In dieses Hochhaus werden die 50 Asylbewerber einziehen. Die Weckhovener werden sie unterstützen.

Foto: A. Woitschützke

Karin Kilb steckt schon mitten in den Vorbereitungen für die Ankunft der Flüchtlinge in ihrem Stadtteil. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Die Weckhovener CDU-Stadtverordnete wird derzeit mit Angeboten für Sachspenden überhäuft. "Ich könnte an der Hülchrather Straße die Wohnungen komplett einrichten", sagt die rührige Stadtteil-Kümmerin.

Einziehen sollen die 50 Asylbewerber — es sind ausschließlich Familien, die schon längere Zeit in Neusser Übergangswohnheimen leben — bis Ende nächster Woche. Dass die Nachbarschaft bislang positiv reagiert, erleichtert das Vorhaben. "Sorgen hatten wir schon", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. Denn eigentlich soll an der Hülchrather Straße ein neues Wohnquartier entstehen, die Hochhäuser abgerissen werden.

"Dass wir an den Abrissplänen weiter festhalten und die Flüchtlinge nur für ein Jahr dort unterbringen, konnten wir vor Ort gut vermitteln", sagt Hahn. Auch die Kirchen warben um Verständnis und ein gutes Miteinander. "Das ist ungemein wichtig und wird den Flüchtlingen helfen, in Weckhoven anzukommen", sagt Hahn.

Dass die Stadt neuen Wohnraum für die Flüchtlinge sucht, liegt am steten Zustrom der Asylbewerber. "Allein im Oktober sind uns 23 neue Asylbewerber zugewiesen worden", berichtet Jürgen Hages, Leiter des Integrationsbüros. Seit September 2012 seien der Stadt 186 neue Flüchtlinge zugeteilt worden. "Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 300 Prozent", sagt Hages. Deswegen könne die Lösung an der Hülchrather Straße, wo die Stadt drei Etagen eines der leerstehenden Häuser vom Bauverein angemietet hat, nur eine Zwischenlösung sein. Jürgen Hages sieht es als "vorübergehende Entlastung" angesichts des steigenden Zustroms aus Ländern wie Syrien, der ehemaligen Sowjetunion sowie aus Südosteuropa.

An den bestehenden Standorten sollen deswegen neue Wohncontainer aufgestellt werden — doch die sind nicht nur wegen der vielen Container-Kitas Mangelware. "Die meisten Städte in NRW stehen vor dem gleichen Flüchtlingszustrom wie wir", sagt Hages. Das verknappe das Angebot und treibe die Preise in die Höhe. Im Frühjahr 2014 soll der erste Container geliefert werden, um das Platzangebot in den drei bestehenden Übergangsheimen zu steigern — 267 Betten gibt es dort bislang. Nicht nur um Platz, sondern auch um Betreuung geht es: Derzeit kümmern sich zwei Sozialarbeiterinnen um die Asylbewerber. "Das werden wir aufstocken", kündigt Hages an, der derzeit auf eine Gesetzesänderung hofft. Die könnte dazu führen, dass sich der Zuwendungsschlüssel des Landes ändert. Denn bislang werden die Asylbewerber, die in der "Zentralen Unterkunft" im ehemaligen Alexius-Krankenhaus untergebracht sind, in die Berechnungen nicht einbezogen. "Ändert sich das, könnte das zumindest kurzfristig den Zulauf dämmen", meint Hages. Dennoch müsse die Stadt vorsorgen und für alternative Lösungen — wie etwa an der Hülchrather Straße — offen sein.

(NGZ)
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