Neuss Flüchtlinge: Napp kündigt Krisengipfel an

Neuss · Bürgermeister spricht im Rat von sich verdichtenden Problemen mit einzelnen nordafrikanischen Männern in der Einrichtung im ehemaligen "Alexius". Sozialdezernent Stefan Hahn besorgt: "Das Klima könnte kippen."

 Die Situation in der Flüchtlingsunterkunft beschäftigt die Politik.

Die Situation in der Flüchtlingsunterkunft beschäftigt die Politik.

Foto: woi

Im Lukaskrankenhaus wird darüber nachgedacht, die dort nachts eingesetzte Security personell deutlich zu verstärken. Grund sind Asylbewerber, die dort mit schöner Regelmäßigkeit nach Mitternacht vorstellig werden und mitunter rabiat ärztliche Behandlung verlangen - ohne diese akut nötig zu haben. Und fast immer sind es jene alleinreisenden Männer, die jetzt auch in der Asylbewerberunterkunft des Landes im ehemaligen Alexius-Krankenhaus für so massive Probleme sorgten, dass von dort ein Hilferuf an die übergeordneten Dienststellen abgesetzt werden musste.

Um solche und andere Auswirkungen auf das Miteinander in der Stadt geht es dem Sozialdezernenten Stefan Hahn, wenn er die Stadt in der Pflicht sieht, initiativ zu werden. "Ich habe doch die Sorge, dass das Klima kippen könnte", sagte er gestern. Denn bislang galt das Heim, das seit zwei Jahren betrieben wird und in dem inzwischen über 500 Personen leben, in jeder Hinsicht als unauffällig. Nun erkennt die Stadt Handlungsbedarf - und handelt.

Im Stadtrat kündigte Bürgermeister Herbert Napp gestern einen "Krisengipfel" an, zu dem er am 1. Dezember Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, der in Asyl- und Flüchtlingsfragen federführenden Behörde in NRW, und andere Beteiligte an einen Tisch holen will. Auf Bitten der Politik könnte der Kreis noch um sogenannte Integrationslotsen oder Mitglieder des Integrationsrates erweitert werden.

Unabhängig davon hat der Betreiber der Einrichtung nach Napps Darstellung angekündigt, den Sicherheitsdienst im ehemaligen "Alex" zu verstärken. Und es seien Überlegungen im Gange, die medizinische Versorgung in der Unterkunft über die regelmäßigen Sprechstunden von zwei niedergelassenen Neusser Ärzten hinaus zu verbessern. Zum Beispiel durch Einrichtung einer Krankenstation. Das, so Napp, würde auch die Ambulanzen der beiden Neusser Krankenhäuser entlasten, vor allem nachts.

Napp trennte deutlich zwischen guten Erfahrungen in der Vergangenheit und den sich zuletzt verdichtenden Problemen mit einzelnen Männern aus Nordafrika und ihrer, so Napp, "sehr direkten Art - um es vorsichtig auszudrücken." Er sprach von einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung für das Haus und machte das an der Spendenbereitschaft der Neusser fest.

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Die ist ungebrochen. Max Lennartz zum Beispiel hat nach einigen Besuchen in der Einrichtung einen Spendenaufruf auf unterschiedlichen Facebook-Seiten und eine Rundmail an einen großen Personenkreis initiiert. "Ich habe den Eindruck, dass es an essenziellen Dingen wie etwa Winterschuhen für Männer fehlt", sagt der Unternehmer. Lennartz warb um Verständnis für die Situation der Flüchtlinge, die einen kulturellen Schock und Haltlosigkeit erleben würden. "Das kann zu Überreaktionen und Aggressivität führen", sagte er.

(NGZ)
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