„Romeo und Julia“ Flottes Spiel zu dritt

„Romeo und Julia“ · Neuss Régis Vallée macht sich schon mal warm. In rund 80 Minuten mit drei Schauspielern das Drama von "Romeo und Julia" aufzuführen - dafür braucht's wahrlich eine gute Kondition. In vier Rollen muss Vallée schlüpfen, ebenso viele hat auch Alexis Michalik zu bewältigen, und Kollegin Anna Mihacea übernimmt sogar fünf. Dass es am Ende doch rund 30 Minuten mehr sein werden, die die drei Franzosen der Truppe "Los Figaros" aus Paris im Globe ohne Pause durchspielen, nötigt indes noch mehr Respekt ab. Vor allem, weil die Zeit überaus kurzweilig ist und diese Version der Tragödie ganz neue Ansichten auf das Stück liefert.

 In 13 Rollen: Alexis Michalik, Anna Mihacea und Régis Vallée (v.l.).

In 13 Rollen: Alexis Michalik, Anna Mihacea und Régis Vallée (v.l.).

Foto: Los Figaros

Neuss Régis Vallée macht sich schon mal warm. In rund 80 Minuten mit drei Schauspielern das Drama von "Romeo und Julia" aufzuführen - dafür braucht's wahrlich eine gute Kondition. In vier Rollen muss Vallée schlüpfen, ebenso viele hat auch Alexis Michalik zu bewältigen, und Kollegin Anna Mihacea übernimmt sogar fünf. Dass es am Ende doch rund 30 Minuten mehr sein werden, die die drei Franzosen der Truppe "Los Figaros" aus Paris im Globe ohne Pause durchspielen, nötigt indes noch mehr Respekt ab. Vor allem, weil die Zeit überaus kurzweilig ist und diese Version der Tragödie ganz neue Ansichten auf das Stück liefert.

Die wichtigste: Romeo und Julia sind gar nicht tot, sondern leben weiter. Irgendwie. Bevor nämlich der tosende Applaus des Publikums auf die drei Schauspieler hernieder prasselt, flanieren sie noch mal in all ihren Rollen an der Bühnenrampe entlang. Da können sich auch Romeo auch Julia wieder in die Arme fallen - als die beiden berühmtesten Untoten der Theatergeschichte.

Wie schon bei der Aufführung von der "(Fast) geglückten Zähmung der Widerspenstigen" beim Festival im vergangenen Jahr, sind die "Friseure" aus Frankreich auch an das Liebesdrama zwar respektlos und mutwillig, aber dennoch mit einem gerüttelt' Maß an Ernsthaftigkeit herangegangen. Das betrifft sowohl ihr Spiel wie auch den Inhalt. Was wie improvisiert wirkt, ist geschicktes Kalkül.

Den drei Darstellern - allesamt hervorragend - gelingt es, in seltener Balance der Tragödie die Schwere zu nehmen, ohne ihren Kern zu beschädigen, und sie dabei zugleich mit einer Leichtigkeit zu versehen, die aus 110 Minuten einen nachhaltigen Theaterabend machen.

Wo immer möglich, kitzeln sie die Komik aus der Vorlage heraus, veralbern Figuren wie Julias Amme oder Situationen wie die Balkonszene, bei der Romeo kunstvoll abstürzt. Aber sie wissen auch zu genau, wo dem Grenzen gesetzt sind: Der Moment, in dem Romeo und Julia auf dem Ball der Capulets ihre Liebe zueinander erkennen; der Moment an dem Morgen nach ihrer ersten und einzigen Liebesnacht, als der Ruf der Lerche sie trennt - das sind Augenblicke von so zarter und rührender Poesie, dass sie eine atemlose Stille hervorrufen.

Das Bühnenbild entspricht der raffinierten Schlichtheit von Michaliks Inszenierung (Regie: Nikolas Lamartine): drei Kleiderständer, die dank ein paar Drehungen auch das Jungmädchenzimmer von Julia, dessen Balkon oder die Betstube von Pater Lorenzo imaginieren. Schade, dass die Truppe im nächsten Jahr ein Stück von Eugène Labiche einstudieren will ...

(NGZ)
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