Neuss Flaschenpost von der anderen Rheinseite

Neuss · Rund acht Monate ist es her, da hat die achtjährige Luisa aus Neuss bei einem Spaziergang in Düsseldorf eine Botschaft in den Rhein geworfen. Drei Brüder haben sie am Ufer gefunden - und wollen ihr nun antworten.

 Am 29. Juli vergangenen Jahres schrieb Luisa (8) aus Neuss eine Flaschenpost und warf sie wenig später in den Rhein. Schon bald soll die Drittklässlerin eine Antwort erhalten.

Am 29. Juli vergangenen Jahres schrieb Luisa (8) aus Neuss eine Flaschenpost und warf sie wenig später in den Rhein. Schon bald soll die Drittklässlerin eine Antwort erhalten.

Foto: Woitschützke/Endermann

Wenn der kleine Bruder seine Piratenphase hat, dann geht das auch an der großen Schwester nicht spurlos vorüber. Vor rund acht Monaten gab es für den sieben Jahre alten Joshua nichts Größeres als das spannende Leben der Seeräuber. In einem Piratenfilm sah er eines Tages eine Flaschenpost, die von den Wellen hinaus in die weite Welt getragen wurde. Wohin ihre Reise nur geht? Wer sie wohl finden wird? Spannung pur. Wenig später schmiedete er mit seiner Schwester Luisa den Plan, selbst eine Flaschenpost zu basteln. Jeder eine. Ihre Mutter Cordula half ihnen dabei. Gemeinsam schrieben sie über all die schönen Dinge, die Kinder in ihrem Alter eben beschäftigen. Von Hobbys wie Klettern und Forschen bis hin zu Lieblingsgerichten wie Pommes, Pizza und Spaghetti.

 Joshua, Mika und Jannis (v. l.) fanden Luisas Flaschenpost, die vor rund acht Monaten abgeschickt wurde, am Rheinufer.

Joshua, Mika und Jannis (v. l.) fanden Luisas Flaschenpost, die vor rund acht Monaten abgeschickt wurde, am Rheinufer.

Foto: Endermann Andreas

Datiert sind die Briefe auf den 29. Juli 2016. Da waren gerade Sommerferien. Damals nutzte die Familie die freie Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang am Rheinufer in Düsseldorf-Oberkassel. Die Gelegenheit für das Geschwisterpaar, ihre persönlichen Nachrichten von den Wellen des Flusses hinfort tragen zu lassen. "Das war gar nicht so leicht, zuerst sind die Flaschen zurückgekommen. Wir haben mehrere Versuche gebraucht, bis sie weggeschwommen sind", erinnert sich Luisa, die wie ihr Bruder die Matthias-Claudius-Grundschule in Kaarst besucht. Mit einer Antwort hatten die beiden damals nicht gerechnet.

Rund acht Monate später gehen die Brüder Joshua, Mika und Jannis mit ihrem Hund Erni am Rheinufer in Stockum spazieren. Als sie eine große Plastikfalsche entdecken, halten sie sie zunächst für Müll und wollen sie entsorgen. Doch dann sehen sie, dass ein zusammengerolltes Papier in der schlammigen Flasche steckt und fingern es vorsichtig hinaus. Das Trio staunt, als es das Datum entdeckt. Für die kurze Strecke von Oberkassel auf die andere Rheinseite nach Stockum - mit dem Auto sind es nur rund 15 Minuten - hat die Flaschenpost ganz schön lange gebraucht.

Es ist die Nachricht von Luisa, die zum Zeitpunkt des Schreibens noch sieben Jahre alt war. Beim Lesen des in grüner Schrift verfassten Briefs entdecken sie gleich Gemeinsamkeiten mit Luisa. "Wir gucken auch gerne Filme", sagt Joshua, den es zudem amüsiert, dass Luisas Bruder sein Namensvetter ist. Die Jungs möchten es nicht bei einseitiger Kommunikation belassen, sondern haben vor, der Flaschenpostbotin zu antworten - Gedanken für ihren Brief haben sie sich bereits gemacht. Eine Flaschenpost können sie natürlich nicht zurückschicken, auch wenn sie es gerne wollten.

Luisa ist schon ganz gespannt auf das Antwort-Schreiben des Brüder-Trios. Als sie hörte, dass ihre Flaschenpost tatsächlich gefunden wurde, habe sie sich mit ihrer besten Freundin, die sie wöchentlich zum sogenannten Spielemittwoch einlädt, erstmal "totgelacht".

Bei einer Flaschenpost soll es aber nicht bleiben. Fürs nächste Mal wünscht sie sich jedoch eine weitere Reise. "Vielleicht werfen wir eine beim nächsten Holland-Urlaub ins Meer", sagt die Achtjährige. Doch was wurde aus Joshuas Flaschenpost, die er damals zeitgleich auf die Reise schickte? "Ich habe bisher noch nichts gehört", sagt der Erstklässler. Seine Piratenphase sei aber ohnehin bereits vorbei - seine neue Nummer eins ist Harry Potter.

(NGZ)
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