Neuss Finanzbeamte kämpfen in Neuss um Titel

Neuss · 2404 Sportler aus ganz Deutschland eröffneten gestern Abend auf dem Münsterplatz ihr 41. Deutschlandturnier.

 Statt Olympischer Hymne gab es gestern zur Eröffnung des Deutschlandturniers der Finanzämter schützenfestliche Klänge des Musikvereins Frohsinn Norf, der danach den Umzug der Athleten vom Münsterplatz zur Rennbahn anführte.

Statt Olympischer Hymne gab es gestern zur Eröffnung des Deutschlandturniers der Finanzämter schützenfestliche Klänge des Musikvereins Frohsinn Norf, der danach den Umzug der Athleten vom Münsterplatz zur Rennbahn anführte.

Foto: Woi

In Lederhosen zogen die Bayern über den Markt, singend die Badenser, mit Fähnchen schwenkend die Hamburger - und alle blendend gelaunt. Seit gestern Punkt 18.25 Uhr ist Neuss Gastgeber und Austragungsort des 41. Deutschlandturniers der Finanzämter, das - nach Olympischem Vorbild - nach der Eröffnungsfeier auf dem Münsterplatz einen Umzug von 2404 Sportlern und 400 Betreuern bot. Bis Samstag ermitteln sie bei diesen Deutschen Meisterschaften in zehn Disziplinen die Besten unter sich.

Wenn Finanzbeamte sportlich werden - was kann das schon heißen? Bürgermeister Reiner Breuer stellte sich diese Frage und äußerte beim Empfang der Stadt im Alten Ratssaal seine nicht ganz ernst gemeinte Vermutung: "Fiskuswerfen mit Steuer-CDs?", fragte er - und schob gleich noch einen Gag nach: Bei 3000 Finanzbeamten in der Stadt sei er gespannt, wie viele freiwillige Selbstanzeigen von Steuersündern das nach sich ziehen wird.

Dabei sind die "Fahnder" sozusagen ganz offiziell vom Dienst beurlaubt. "Von Montag bis gestern habt Ihr für Steuergerechtigkeit gekämpft und dafür, dass der Staat zu seinem Geld kommt", sagte Thomas Eigenthaler, der aus Berlin angereiste Bundesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft. In Neuss aber werde nur um Punkte und Titel gekämpft. Sportliche Höchstleistungen will Eigenthaler sehen, und zumindest in den Kerndisziplinen Fußball, Tennis, Tischtennis und Schach sollte die Motivation der Athleten, die sich schon durch Vorentscheidungen in dieses Finale kämpfen mussten, hoch sein. Denn sie können in Neuss das Ticket für eine Art Europameisterschaft lösen.

Neuss war im Vorjahr eingesprungen, nachdem Baden-Württemberg als turnusmäßiger Ausrichter ausgestiegen war. Möglich machte die erfolgreiche Bewerbung die Sparda-Bank West, die als Hauptsponsor mit einer fünfstelligen Summe einstieg. "Als oberstes Anliegen unserer Mitglieder gilt, dass wir uns kulturell, sozial und sportlich in der Region engagieren", erklärt Stephan Pohl, oberster Repräsentant der Bank am Standort Neuss, diese Entscheidung. Er wolle Gemeinschaft fördern.

Thomas Mostert, Betriebsratsvorsitzender im Finanzamt Neuss und Cheforganisator der Spiele, hat zum Stichwort Gemeinschaft einen ganz anderen Wunsch. Mit dem hielt er auf dem vollen Münsterplatz nicht lange hinter dem Berg: "Wir wollen mit diesen Spielen eine Brücke zwischen dem öffentlichen Dienst und den Bürgern bauen." Diese sollten "ihre" Finanzbeamten als modern, offen und sportlich erleben.

Landesfinanzminister Norbert Walter-Borjans, Schirmherr des Turniers, wollte sportlich sein und heute bei den Laufwettbewerben antreten, musste sich aber durch Staatssekretär Rüdiger Messal entschuldigen lassen. Er wurde in Berlin gebraucht, um beim Treffen der Finanzminister von Bund und Ländern einen Kompromiss zur Novellierung der Erbschaftssteuer zu suchen. Zum morgigen Finale, wenn auf der Ludwig-Wolker-Sportanlage die Sieger des Fußballturniers ausgezeichnet werden, kommt er aber.

Eröffnet wurden die Spiele gestern von Markus Scholl, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Finanzsporthilfe. Er war nur Stunden zuvor bei der Mitgliederversammlung in Neuss gewählt worden und folgt auf Josef Küpper im Amt. Der Korschenbroicher wurde nach 20 Jahren im Vorstand gestern Ehrenvorsitzender der DFSH.

Höhepunkt der Spiele dürften heute die Drachenbootrennen auf dem Hafenbecken I sein. So etwas gab es in der mehr als 2000-jährigen Geschichte der Stadt noch nie, sagte er Breuer, der auch dafür einen Gag parat hatte: "Ich hoffe nicht, dass hier ein Finanzamt baden geht."

(-nau)
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