Neuss Feuerwehrmann für 24 Stunden

Neuss · Matthias Welpmann ist seit kurzem Dezernent für Brandschutz. Er sah sich einen Tag lang in dieser (noch) reinen Männerwelt um und gewann einen guten Eindruck von der Truppe. Den Bau der "Wache Süd" will er nun forcieren.

 Brandschutz-Dezernent Matthias Welpmann (r.) ließ sich von Stadtbrandmeister Joachim Elblinger auch die Beladung der Einsatzfahrzeuge erklären. Wirklich gebraucht wurde das Gerät in seiner Schicht nicht.

Brandschutz-Dezernent Matthias Welpmann (r.) ließ sich von Stadtbrandmeister Joachim Elblinger auch die Beladung der Einsatzfahrzeuge erklären. Wirklich gebraucht wurde das Gerät in seiner Schicht nicht.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Hauptausschuss wird am Donnerstag in nicht-öffentlicher Sitzung über den Kauf einer dritten Drehleiter für die Feuerwehr entscheiden. Matthias Welpmann (46), seit kurzem Dezernent für Umwelt, Sport, aber eben auch Brandschutz, kann das nur befürworten. Fachlich, weil sich die Investition aus dem Brandschutzbedarfsplan ergibt. Als Vorgesetzter, weil er "dieser gut geführten und motivierten Truppe" nichts vorenthalten will. Und als Privatmann, weil er als Geograf alles gerne von oben betrachtet und an keinem Turm einfach so vorbeigehen kann. So war die Fahrt mit dem Hubsteiger in 32 Meter Höhe ein echtes Muss, als sich Welpmann jetzt für ein 24-Stunden-Praktikum bei der Wehr einkleiden ließ.

Der Beigeordnete hatte vor dem Wechsel nach Neuss als Umweltmanager bei der "Neuen Bahnstadt Opladen GmbH" gearbeitet, ohne Einsatzerfahrung war er aber nicht. Schon vor Jahren musste er als Mitarbeiter des Umweltamtes der Stadt Leverkusen ausrücken, wenn nach Unfällen Wasser oder Boden in Gefahr in Gefahr.

Was ihm aber nur die Feuerwehr bieten konnte, war eine Fahrt mit Blaulicht. Die bekam Welpmann auch, allerdings war die Fahrt schon nach zehn Sekunden zu Ende. In seine ruhige Schicht am Hammfelddamm platzte nur ein Alarm, der in einem Bürohaus an der benachbarten Hellersbergstraße ausgelöst wurde - und sich als Fehlalarm herausstellte. "Es war aber interessant, einmal die ganzen Abläufe mitzuerleben", sagte Welpmann nachher.

Mit Feuerwehrorganisation hatte sich Welpmann früher nicht beschäftigen müssen, jetzt stürzen die Themen auf ihn ein. Die "Wache Süd", zwischen Hoisten und Weckhoven, will er in spätestens fünf Jahren gebaut und mit sechs hauptamtlichen Feuerwehrbediensteten der Tagesstaffel besetzt haben. Das Überstundenproblem, das sich aus einer EU-Verordnung zu Obergrenzen der Wochenarbeitszeit ergeben hatte, ist noch nicht vollständig gelöst. "Wir sind aber fast im Soll", sagt Welpmann, der noch ein, höchstens zwei Neueinstellungen für nötig hält. Die Einführung des Digitalfunks bleibt für ihn ebenso ein Thema wie die Nachwuchsgewinnung für die Freiwillige Feuerwehr. "Strukturell haben wir unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Welpmann, der einen guten Eindruck von der Truppe gewonnen hat. "Wenn der Level so bleibt", sagt er auch mit Blick auf die Experten auf dem Feuerlöschboot oder bei der Höhenrettung, sehe er keinen Anlass, die Feuerwehr in Richtung Berufsfeuerwehr umzubauen. "Es würde sich ja nichts ändern."

Gespräche mit Stadtbrandmeister Joachim Elblinger, den Löschzugführern der Freiwilligen Feuerwehr und die Besichtigung von drei Wachen im Stadtgebiet entschädigten Welpmann beinahe für den (zum Glück) nicht nötig gewordenen Blaulicht-Einsatz. Langeweile suchte er auch bei seinen Kurzzeit-Kameraden vergebens. "Die Feuerwehrbediensteten nutzen den ganzen Tag produktiv", sagt er. Doch für die war nach 24 Stunden Schluss, während Welpmann - ins Büro ging.

(-nau)
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