Neuss Feuerwehr stellt alten Käfer in den Dienst

Neuss · Lange stand er nur in der Werkstatt, jetzt wurde ein alter Feuerwehr-Käfer bei einem Sozialprojekt restauriert.

 Greyhound-Sozialarbeiter Martin Hülbrock bei der Übergabe der Wagenschlüssel für den Feuerwehr-Käfer an Feuerwehrleiter Joachim Elbinger. Das Fahrzeug steht offiziell im Dienst der Wehr - eine Seltenheit in Deutschland.

Greyhound-Sozialarbeiter Martin Hülbrock bei der Übergabe der Wagenschlüssel für den Feuerwehr-Käfer an Feuerwehrleiter Joachim Elbinger. Das Fahrzeug steht offiziell im Dienst der Wehr - eine Seltenheit in Deutschland.

Foto: Woitschützke

Seinen ersten Einsatz hat der rot-weiße Käfer gestern schon gefahren: Feuerwehr-Chef Joachim Elbinger nutzte den Wagen kurzerhand, um von der Wache am Hammfelddamm in die Innenstadt zu gelangen. "Aber das soll eine Ausnahme bleiben", sagt der Feuerwehrmann schmunzelnd. Denn das frisch restaurierte Auto ist eine echte Rarität und soll deswegen eher repräsentative Aufgaben übernehmen. Nichtsdestotrotz ist der Wagen mit dem Baujahr 1972 ein offizielles Einsatzfahrzeug. "Das gibt es so in Deutschland kein zweites Mal", sagt Elbinger.

Restauriert wurde das alte "Schätzchen" bei einem Projekt des Neusser Jugendtreffs Greyhound. Dort arbeitet Oldtimer-Fan Martin Hülbrock. Der 44-jährige Sozialarbeiter, der begeisterter Schrauber ist, hatte schon vor einigen Jahren den orangenen Greyhound-Bus gemeinsam mit Jugendlichen restauriert. "Auf den Feuerwehr-Käfer habe ich schon länger geschielt", gesteht Hülbrock lachend. Er wusste, dass das alte Fahrzeug bei der Feuerwehr gelagert wurde, und bot seine Hilfe an. Die Feuerwehr nahm an - und ermöglichte mit der Übernahme der Materialkosten nicht nur die Instandsetzung des Käfers, sondern auch ein soziales Projekt für jugendliche Straftäter unter dem Titel: "Alternative Methoden zur Ableistung von Sozialstunden".

"Wenn Jugendliche straffällig werden und Arbeitsstunden verordnet werden, fallen normalerweise Dinge wie Rasenmähen oder Saubermachen an", erzählt Hülbrock. Seine Idee war es, ein attraktives Arbeitsangebot zu machen, bei dem die Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren etwas dazu lernen können und Erfolgserlebnisse haben. "Die meisten Teilnehmer haben das sehr gut angenommen und Spaß gehabt am Schrauben", erzählt Hülbrock. Viele seien nach ihrer "Strafarbeit", die von 20 bis 120 Stunden reichte, freiwillig wiedergekommen. Für Hülbrock ein positiver Nebeneffekt: "So binden wir die Jugendlichen ans Greyhound und verhindern weitere Straftaten", sagt er.

Gearbeitet hat der Sozialarbeiter an dem Fahrzeug über vier Monate mit jeweils drei Jugendlichen. Angeliefert wurde das Auto in seinen Einzelteilen, denn auch die Werkstatt der Feuerwehr hatte in den letzten Jahren immer mal wieder den Plan verfolgt, das Fahrzeug zu restaurieren. Jetzt wurde das von Hülbrock und seinen wechselnden Teams in die Tat umgesetzt: Der Käfer bekam einen neuen Motor und eine neue Vorderachse. Die komplette Front, die angerostet war, wurde erneuert.

"Die Jugendlichen haben zum Beispiel schweißen und entrosten gelernt", erzählt Hülbrock, der in Mönchengladbach lebt und dort auch in seiner Freizeit an Oldtimern bastelt. "Sechs Autos habe ich derzeit, aber die Hälfte davon ist gar nicht fahrbereit", berichtet der Sozialarbeiter schmunzelnd. Dafür hat er nun mit dem Käfer noch einmal eine Runde auf dem Hof der Feuerwache gedreht und ist zufrieden. "Das ist ein Sammlerstück, auf das viele Käfer-Fans neidisch sein werden", meint er.

(NGZ)
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