Neuss Feuerwehr erhält Hilfe von oben

Neuss · Wenn es einen taktischen Vorteil bringt, wird das Aufklärungsteam "Drohne" des Löschzuges Holzheim alarmiert.

Wenn es einen taktischen Vorteil bringt, wird das Aufklärungsteam "Drohne" des Löschzuges Holzheim alarmiert. Der Alarm ging beim Löschzug Holzheim am 5. Dezember 2017 gegen 21.30 Uhr ein. Es ist der Tag des Zugunglücks in Meerbusch.

Von der Holzheimer Einheit waren vier Einsatzkräfte vor Ort, die die Kollegen bei der Rettung der Passagiere mithilfe einer Drohne - oder Copter genannt - aus der Luft unterstützten. Der Löschzug verfügt über das rund 5000 Euro teure technische Hilfsmittel, das nicht nur Bilder und Videos in der Auflösung 4K macht, sondern auch eine Wärmebild- und Nachtsichtkamera besitzt.

Der stellvertretende Löschzugführer Michael Bäcker hatte im Februar 2016 den Einfall, einen Copter für die Wache anzuschaffen: "Ich stellte ein Konzept unserem Chef Joachim Elblinger vor und er sah schnell den Nutzen und Zweck des Geräts. So wurde aus der Idee ein Projekt."

Im Fachjargon unterstützt die Drohne die Feuerwehr bei der Lagedarstellung, Aufklärung, Personen- und Objektsuche und der Kräfteübersicht. "Unsere Hauptaufgabe bleibt das Löschen und Retten von Personen. Nur wenn die Drohne uns einen taktischen Vorteil bringt, wird sie auch eingesetzt", sagt Bäcker, der den Löschzug in einer "erweiterten Experimentalphase" mit dem Copter sieht: "Der Einsatz von Drohnen ist bei der Feuerwehr noch Neuland, wir sind Vorreiter. Aber Löschzüge aus anderen Städten haben sich schon bei uns informiert."

Beim Löschzug Holzheim dürfen zwölf der 28 Mitglieder die Drohne steuern. Die Ausbildung mit Theorie und Praxis dauert rund ein Jahr und findet zusätzlich zur normalen Ausbildung statt. Bäckers Kollege Jan Knittel meint: "Wenn man einmal den Dreh raus hat, das dauert beim ersten Mal drei bis vier Stunden, beherrscht man die Drohne von Flug zu Flug immer besser." Der Copter liefert die Bilder und Videos nicht nur auf das Steuerelement und auf ein Tablet am Boden, sondern auch auf einen Monitor im speziell vom Löschzug ausgebauten Einsatzwagen.

Die Luftaufklärer sind per Funk verbunden, können die Aufnahmen vor Ort ausdrucken und an den Einsatzleiter weiterreichen. Wenn der Einsatz es erfordert, darf die Feuerwehr die vorgeschriebene erlaubte Flughöhe von 50 Meter überschreiten. "Dafür müssen wir uns mit der Flugsicherung absprechen. Es geht immer darum, einen einsatztaktischen Mehrwert zu bekommen und nicht, um schöne Bilder zu machen", sagt Bäcker.

Beim Einsatz in Meerbusch konnten sich die Rettungskräfte dank der Luftbilder einen genauen Überblick über die Unglücksstelle verschaffen - trotz der Dunkelheit. "Außerdem konnte die Drohne über Stellen fliegen, die für den Menschen in der Nähe der Oberleitung lebensgefährlich gewesen wären", berichtet Bäcker.

(gaa)
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