Naturidyll im Reuschenberger Busch Ein gerettetes Paradies

Reuschenberg · Der künstlich abgesenkte Wasserstand der Obererft bedrohte auch die Tier- und Pflanzenwelt im „Groov’schen Loch“, ein mit Obererftwasser gespeistes Feuchtbiotop. Der Weidenwald dort hat sich erholt – und die Dürre überstanden.

 Das  Feuchtbiotop hat sich zu einem Weidenwald entwickelt – und auch die Dürre der vergangenen Wochen überstanden.

Das  Feuchtbiotop hat sich zu einem Weidenwald entwickelt – und auch die Dürre der vergangenen Wochen überstanden.

Foto: Christoph Kleinau

Der Eichelhäher bemerkt den Spaziergänger zuerst. Sein Alarm schreckt einen Fischreiher auf, der seine „Lauerstellung“ am „Groov´schen Loch“ aufgibt und sich in die Lüfte über diesem Feuchtbiotop schwingt. Er kreist über einer bizarren, fast verwunschenen Landschaft, auf die man mitten im Reuschenberger Busch stößt. Ein kleines Paradies, das lange bedroht war und nun gerettet scheint.

Im Laufe der Zeit hat sich auf dem Boden dieser Grube ein feuchter Weidenwald entwickelt, stellen zufrieden die Experten des Amtes für Umwelt und Stadtgrün fest. Ein Biotop „mit Auwaldcharakter“, der auch die zurückliegenden Wochen der Dürre schadlos überstanden hat. Vor drei Jahren sah das noch anders aus, als für die Arbeiten zur Rekonstruktion des Epanchoir, einer Wasserkreuzung von Nordkanal und Obererft, der Wasserstand der Obererft künstlich abgesenkt werden musste. Damit fiel auch der Pegel im westlich dieses Flusslaufes gelegenen Biotop, das aus diesem Fließgewässer gespeist wird. Zurück blieb eine Schlammwüste, aus der Angler in einer nächtlichen Rettungsaktion über 200 Karpfen, Welse und Karauschen bergen mussten, die auf dem Trockenen zu verenden drohten. Ein Jahr nach der Eröffnung des fertigen Epanchoir hat sich die Natur am „Groov’schen Loch“ davon weitgehend erholt.

 Vor drei Jahren ein schauerlicher Ort: Das Groov’sche Loch, nachdem der Pegel der Obererft gesenkt worden war.

Vor drei Jahren ein schauerlicher Ort: Das Groov’sche Loch, nachdem der Pegel der Obererft gesenkt worden war.

Foto: Susanne Genath (sug)/Genath, Susanne (sug)

Ursprünglich war das Groov’sche Loch eine Kies- beziehungsweise Tongrube. Ihren Namen verdankt sie der ehemaligen Besitzerfamilie, inzwischen gehört die Fläche aber der Stadt. Ihr Boden liegt etwa drei Meter unterhalb des umgebenden Geländes. Ein künstlich gelegter Zulauf von der Obererft, der über einen Schieber geregelt wird, wurde zur Lebensader für die Tier- und Pflanzenwelt, die sich dort ansiedelte.

Bis auf einige, inzwischen fast ständig wasserführende Tümpel und Gräben ist dieser Weidenwald nach Angaben von Peter Fischer, dem Pressesprecher der Stadt, dicht mit Unterholz bewachsen. In den unter Wasser stehenden Bereichen hat sich das Biotop zu einem wertvollen Amphibiengewässer entwickelt. „Die Wasserzuleitung“, berichtet Fischer, „wird so gesteuert, dass neben den Abschnitten permanenter Vernässung auch trockenere Parzellen entstehen.“ Beste Voraussetzung für die Entwicklung einer artenreichen, feuchtigkeitsliebenden Vegetation. Neben Amphibien wie Fröschen oder Molchen finden nach Darstellung der Stadt zudem Fischreiher, Gänse, Enten und viele Singvogelarten inzwischen perfekte Lebens- und Nahrungsbedingungen vor. „Sogar der schillernde Eisvogel wurde dort schon gesichtet“, betont Fischer. Und wer sich in der Dämmerung an diesen verwunschenen Ort wagt, der kann auch Fledermäuse sichten, die über dem Wasser, aus dem abgestorbene Bäume ihre kahlen Äste recken, nach Insekten jagen.

 Voll wie eine Badewanne: die Obererft, Lebensader des Feuchtbiotops.

Voll wie eine Badewanne: die Obererft, Lebensader des Feuchtbiotops.

Foto: Christoph Kleinau

„Ein Spaziergang entlang der Oberkante des Groov’schen Lochs lohnt sich immer“, sagt Fischer – aber das wusste man im Rathaus schon früher. Denn die 2012 entwickelte „Natur-Radroute durch die Neusser Mittelterrassenlandschaft“ führt auch an diesem schutzwürdigen Fleckchen Erde vorbei. 2014 erschien die Radroute als Flyer, aktuell ist der Streckenplan auch auf der Internetseite der Stadt zu finden.

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