Neuss Festliche Barockmusik beim Weihnachtskonzert der DKN

Neuss · Mit ihrem persönlichen Resümee des Weihnachtskonzertes der Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein (dkn) hielt Lena Gitzinger nicht hinterm Berg: "Da war überhaupt nichts Weihnachtliches in der Musik, aber toll war es trotzdem."

 Matthias Kirschnereit war für der Solist der DKN.

Matthias Kirschnereit war für der Solist der DKN.

Foto: S. Haberland

Mit elf Jahren ist Lena wohl der jüngste dkn-Fan, seit zwei Jahren hat sie kein Konzert verpasst. "Im Weihnachtskonzert voriges Jahr war das genau so."

Festliche Barockmusik aber passt hervorragend zur Vorweihnachtszeit, so empfanden es die Zuhörer im ausverkauften Zeughaus. Georg Friedrich Händels "Concerto grosso" (op. 6, Nr. 1) eröffnete das Überraschungsprogramm, in dem zwei dialogisierende Gruppen — Solo und Tutti — spannungsgeladen musizieren. Chefdirigent Lavard Skou Larsen führte die Soli, Konzertmeisterin Fenella Humphreys antwortete meisterhaft. Samtweich fügten sich zwei Oboen in den Streicherklang ein. Ganz spektakulär der Mittelteil des Konzertes: Gerade erst hat die dkn die sechs Orgelkonzerte aus Händels Opus 4 eingespielt. Die CD wird von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Auch deshalb, weil der Pianist Matthias Kirschnereit den Balanceakt, die Orgelpartitur stilistisch angemessen auf den modernen Flügel zu übertragen, so überzeugend bewältigt, dass auch Orgelliebhaber von diesem bisher einmaligen Händel-Erlebnis fasziniert sind.

Zwei Orgelkonzerte spielte er im Zeughaus, darunter das berühmte in F-Dur, das wegen der Vogelstimmen-Spielfiguren im ersten Satz auch den Namen "Kuckuck und Nachtigall" hat. Die cembalohaften Partien spielte Kirschnereit sehr "organesk" mit Verzicht auf jegliches Pedal, in den ad-libitum-Improvisationen funkelt nuancenreiche Lyrik.

Auf das Seelenleben empfindsamer Musik hatte der Pianist zuvor in der "Fantasie Es-Dur" für Klavier solo von Carl Philipp Emanuel Bach ausdrucksvoll hingewiesen. Stimmungsvolle, zugleich tänzerische Musik feierte die dkn mit der "St. Paul's Suite" für Streichorchester von Gustav Holst. Zwischen "Jig and Dance" brilliert im "Intermezzo" die Solovioline (Lavard Skou Larsen) über akkordischem Streicherpizzicato. Vor allem im letzten Satz verbindet der britische Spätromantiker Folksongs kunstvoll miteinander, und spätestens beim "Greensleeves" herrschte beim dkn-Weihnachtskonzert pure Weihnachtsstimmung.

(NGZ)
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