Neuss Festival endet mit sommerlicher Komödie

Neuss · Noch einmal ist heute die Komödie "Wie es euch gefällt" in der Inszenierung von Christian Leonard für seine Shakespeare Company Berlin beim 24. Shakespeare-Festival zu sehen. Eine überwiegend pfiffige Arbeit.

 Dem Herzog (M.) passt das Ergebnis nicht, aber Orlando (l.) hat den Ringkampf gewonnen und bekommt die Goldmedaille, die Taffstein (r.) bewahrt. Sehr zur Freude von Celia und Rosalinde (hinten, v.l.).

Dem Herzog (M.) passt das Ergebnis nicht, aber Orlando (l.) hat den Ringkampf gewonnen und bekommt die Goldmedaille, die Taffstein (r.) bewahrt. Sehr zur Freude von Celia und Rosalinde (hinten, v.l.).

Foto: Christoph Krey

Manchmal ahnt man schon vor dem ersten Klingelzeichen, wie es auf der Bühne des Globe aussieht, wenn die bereits kostümierten Schauspieler draußen herumlaufen und die Programmhefte feilbieten. Bei der Bremer Shakespeare Company gehört dieses Ritual dazu, und auch die Mitglieder der Shakespeare Company Berlin demonstrieren auf diese Weise jene Volksnähe, die auch ihr Theaterspiel kennzeichnet. An diesem heißen Abend aber wünscht man ihnen, dass sie nicht die ganzen zweieinhalb Stunden diese Plastik-Regemäntel tragen müssen, die ihnen förmlich auf der Haut kleben ...

Zum Glück hat Regisseur Christian Leonard Erbarmen. Den Regenmänteln ist nur ein kurzer Auftritt beschieden, aber auch der Rest ist schweißtreibend genug. Sechs Schauspieler bewältigen in der Komödie "Wie es euch gefällt" 15 Rollen, müssen manches Mal dafür in Windeseile die Kostüme wechseln.

Der sommersonnenhaften Leichtigkeit des Stücks, das mit seinen spritzigen und wortfinderischen Dialogen zu den schönsten Komödien Shakespeares gehört, entspricht Gabriele Kortmann in ihren Kostümen: Alles ist hell und freundlich, mancher Männeranzug passt in die Sommerfrische, der Aufzug der beiden weiblichen Hauptpersonen Celia und Rosalinde aber auch in ein Eistanz-Spektakel. Irgendwo zwischen einem Damals und einem Heute ist die Geschichte angesiedelt. In einem minimalistischen Bühnenbild, das nur aus fünf Rollkisten und einem blauen Vorhang besteht, wird der Hof des Herzogs oder der Wald von Arden lediglich über das Spiel und die Behauptung, ebendort zu sein, imaginiert.

Die Geschichte von Orlando und Rosalinde, die sich bei einem Ringkampf am herzoglichen Hof kennenlernen und nach der Verbannung zunächst unerkannt (zumindest einseitig, weil Rosalinde sich als junger Mann Ganymed ausgibt) wiederfinden, bringt Leonard mit viel Slapstick und auch Blödeleien auf die Bühne. Manch platter Witz wird strapaziert - sehr bewusst und dank der Fähigkeit eines Nico Selbach als Narr Taffstein irgendwie auch immer passend.

Ein anderes schauspielerisches Schwergewicht der Company ist Yvonne Johna, die sowohl als Celia wie auch als Schäfermädchen Audrey genau den richtigen Ton trifft, wenn sie mal erstaunt, mal wissend, mal witzig, mal keck tut. Vera Kreyer überzeugt vor allem als despotischer Herzog und macht aus ihm eine Diktator-Karikatur. Daniel Schröder nimmt sich akzentuiert seiner drei Nebenrollen an. Kim Pfeiffer als Rosalinde und Laurens Walter als Orlando fallen in Wirkung und Präsenz dagegen ab.

Auf mancherlei Kinkerlitzchen (wie die E-Gitarre) hätte man auch verzichten können, aber insgesamt liefert die Company eine unbeschwerte und überwiegend komisch-pfiffige Vorstellung ab.

(NGZ)
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