Orgelkonzert in Neuss Faszinierendes Requiem in der Marienkirche

Neuss · Der Komponist Fredrik Sixten hat selbst die Orgelfassung geschaffen, die von Ex-Marienkantor Stefan Palm gespielt wurde.

In der Marienkirche sang der Akademische Chor der Universität Tübingen die deutsche Erstaufführung der Orgelfassung des „Requiem“ des schwedischen Komponisten Fredrik Sixten. Ausgerechnet in Neuss? Marienkantor Peter Höngesberg hatte in Rottenburg-Stuttgart und Tübingen studiert, Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung (Leitung des Chores) und Professor Stefan Palm (Orgel) waren seine Lehrer. Stefan Pam war zudem als Marienkantor (2000 – 2015) der Vorgänger von Peter Höngesberg. Dieser Verbindung war eine außergewöhnliche Stunde in der Marienkirche zu danken.

Fredrik Sixten (56) gehört den zu den führenden zeitgenössischen Komponisten Schwedens, vor allem im Bereich sakraler Musik. Der Tod eines sehr jungen Freundes veranlasste ihn 2007, den schwedischen Schriftsteller und orthodoxen Priester Bengt Pojahnan zu bitten, zum lateinischen Text des Requiems Interpretationen und Reflexionen in schwedischer Sprache zu verfassen. Die Gegenüberstellung beider Texte, richtiger: ihre Verflechtung, machen die Faszination dieses Requiem aus.

Die Musik artikuliert in einer selten gehörten Stimmungsvielfalt zwischen bedrohlich und beruhigend, zwischen dramatisch und lyrisch. Während die Männerstimmen den Introitus dumpf beginnen „Requiem aeternam dona eis, Domine“ korrespondieren im zarten Piano die Frauenstimmen „Alles ist nichtig, unser Leben ein Schatten“. Das steigert sich zur gewaltigen Forte-Bitte „Gib ihnen den ewigen Frieden“. Die über 50 jungen Studierenden des Chores – er feiert in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen -  sangen auf der Orgelempore der Marienkirche und waren in allen Stimmen von wunderbarer Ausgeglichenheit. Die dramatischen Höhepunkte führen den Sopran in höchste Regionen, das bleib alles extrem rein. Die beiden Solisten zelebrieren besondere Stimmungsmomente: Franziska Bobe (Sopran) mit atemberaubenden Höhepunkt im „Pie Jesu“, Emanuel Fluck (Bariton) waren im Gegensatz dazu die dramatischen und klanglich spannenden Stellen anvertraut.

Fredrik Sixten hat das Original für zwei Hörner, Streicher und Pauke geschrieben. Seine von ihm geschaffene Orgelfassung wurde vor sechs Wochen in Stockholm uraufgeführt. Die Orgelversion war bei Stefan Palm in besten Händen. Natürlich kennt er „sein“ Instrument noch gut, vielfältiger Registereinsatz trug maßgeblich zum opulenten Stimmungsbild bei. Helle Flötenstimmen gehen regelrecht unter, als der Chor singt „Mein Licht ist erloschen, meine Nacht ist hier.“ Schade nur, dass diese großartige Interpretation eines außergewöhnlichen Requiem fast im Verborgenen stattfand. Nur etwas mehr als 50 Zuhörer besuchten die Marienkirche.

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