Neuss Farbenreiche Barockmusik im Zeughaus

Neuss · Barocke Musik fasziniert in Neuss immer noch die Massen. Beim Zeughauskonzert wurden jetzt sogar Stehplatzkarten verkauft. Mit dem Freiburger BarockConsort (FBC) war zudem ein hochgeschätztes Ensemble zu Gast. Die kleine Formation des Freiburger Barockorchesters hat sich in Tourneen und vielen CDs Weltruf erspielt. Dabei setzt das Ensemble besonders auf ausgefallene Programme abseits des gängigen Konzertbetriebes. In Kürze erscheint bei harmonia mundi France die neueste Einspielung mit Werken von Johann Heinrich Schmelzer.

 Das Freiburger BarockConsort stellt sich als perfekt eingespieltes Ensemble im Zeughaus vor.

Das Freiburger BarockConsort stellt sich als perfekt eingespieltes Ensemble im Zeughaus vor.

Foto: Peter Kanneberger

Das Neusser Zeughauspublikum kam jetzt gewissermaßen vorab und live in den Genuss etlicher Werke des österreichischen Bäckersohnes. Johann Heinrich Schmelzer (1623–1680) galt zu seiner Zeit als bedeutendster Violinvirtuose und gehörte zu den Geigern, die sich ihre Vortragswerke selber schrieben. Bei ihm vereinigte sich aber überbordende Virtuosität mit hohem kompositorischen Anspruch. Er beeinflusste die Entwicklung von Suite und Sonate maßgeblich und wurde schließlich Hofkapellmeister in Wien. Vor allem seine Ballettmusiken ergötzten das Neusser Publikum.

Das zehnköpfige FBC verwob temperamentvoll, gleichwohl mit schlankem Spiel eine "Serenata", "Polnische Sackpfeifen" und ein "Balletto" fast attacca ineinander. Damit das Publikum den Überblick behielt, erläuterte Barockgeigerin und Leiterin Petra Müllejans jeweils den folgenden Programmpunkt. Ihr Spiel ist Intuition und erweckt barocke Musik über die gepflegte Harmonie zu dem bildhaften Farbenreichtum, den Schmelzers Kompositionen anbieten. Das Ensemble macht das perfekt mit.

Wenn Petra Müllejans in einer "Sonata à due" auch hochvirtuose Phrasen federnd leicht anstimmt, folgt ihr Hille Perl (Viola da gamba) in absolut gleicher Manier. Das derart fein abgestimmte Zusammenspiel aller Violinen, Violen, Gamben und Cembalo oder Orgel musste auch den Skeptiker ("Den ganzen Abend nur ein Komponist!") versöhnlich stimmen. Dazu sorgte eine bis zum vorsichtigen Gag reichende Inszenierung für Abwechslung.

Dafür standen besonders der Perkussionist Michael Metzler, der vor allem die Ballettmusiken mit Trommeln, Tamburin, Glöckchen und Kastagnetten belebte, und Lee Santana, der zwischen Gitarre und Langhalslaute gekonnt wechselte. So wurde am Ende gar die "Battaglia" zweier sich nur scheinbar unversöhnlich gegenüberstehender Armeen der hohen und tiefen Streicher zum Hörgenuss, zumal der Komponist zwischen die Kampfszenen Erholungen kanzonenhaften Zuschnitts bettet. Den begeisterten Beifall quittierte das FBC mit nur einer Zugabe: natürlich von Johann Heinrich Schmelzer.

(NGZ)
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