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Neuss "Fall Hahn": Neusser CDU lässt Spitzenkräfte gehen

Neuss · Stefan Hahn (46) will in Bonn OB werden. Die CDU in Neuss hatte den Verwaltungsexperten nicht als Spitzenkandidaten im Blick.

 Stefan Hahn wurde bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten in Neuss von der CDU nie richtig ins Spiel gebracht.

Stefan Hahn wurde bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten in Neuss von der CDU nie richtig ins Spiel gebracht.

Foto: woi

Der Vorstand der Bonner CDU tagt heute hinter verschlossenen Türen, um über mögliche Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahlen im September kommenden Jahres zu sprechen. Drei könnten es nach derzeitigem Stand sein, die sich am 22. November dem Votum der Mitglieder bei der Kandidatenkür stellen, ein Name ist verbürgt: Stefan Hahn, seit 2009 Beigeordneter der Stadt Neuss. Ein Mann, dem die CDU in der Bundesstadt mit einer entsprechend besetzten Ministerial-Bürokratie, die auch Sitz einiger UN-Einrichtungen ist, das Amt zutraut, den aber weder seine Parteifreunde in Neuss noch die - vor kurzem sang- und klanglos begrabene - gemeinsame Findungskommission von CDU und FDP auf dem Zettel hatten. Warum? Diese Frage beschäftigt viele, seit die Nachricht von der Kandidatur am Samstag öffentlich wurde.

Antwort Nummer eins: Hahn hat nicht gefragt. Während der 46-Jährige, der mit seiner Familie in Wachtberg lebt, einem Ort im Speckgürtel von Bonn, dem Vernehmen nach aktiv auf die Parteifreunde in Bonn zugegangen ist, hat er der CDU in Neuss keine Avancen gemacht. Dort steht er immerhin seit seinem Wechsel in die Quirinusstadt im Mitgliederverzeichnis.

Antwort Nummer zwei: Hahn wurde nicht gefragt. In der Findungskommission fiel sein Name kein einziges Mal. Wie auch, könnte man fragen, saßen doch dort für die CDU jene als Entscheider mit am Tisch, die selbst Bürgermeister-Ambitionen hatten: Parteichef Jörg Geerlings, Bürgermeister-Stellvertreter Thomas Nickel und die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann. Ein Geburtsfehler dieser Kommission, die ja am Ende auch ihren Auftrag nicht erfüllt hat. Statt dessen riefen sich Koenemann und Nickel selbst zu Kandidaten aus.

In dieser Findungskommission wurde aber nicht allein über Persönlichkeiten aus dem politischen Lager gesprochen. Oh, nein. Genau wie in der Bonner CDU, wo man inzwischen keinen Kandidaten mehr haben möchte, der alleine über die politische Schiene kommt, fiel in diesem Kreis auch der Name eines Verwaltungs-Experten und Managers: Jürgen Steinmetz, allgemeiner Vertreter des Landrates. Doch dieser Vorschlag wurde nicht ernsthaft verfolgt. Steinmetz geht nun als Hauptgeschäftsführer zur IHK.

Dass Geerlings, der bis zu seinem vor einigen Tagen erklärten Verzicht als stiller Favorit im Ringen um die Bürgermeisterkandidatur gelten musste, kein Interesse daran haben konnte, einen Konkurrenten ins Gespräch zu bringen, findet Heinz-Günther Hüsch verständlich. Den langjährigen CDU-Politiker wundert daher auch nicht, dass Hahn seine Chance woanders suchen ging. Würde Hahn morgen seine Bereitschaft zur Kandidatur in Neuss erklären, würde man sich damit beschäftigen, stellt Hüsch klar: "Dieses Recht hätte Hahn, so wie jedes andere Mitglied auch." Aber ob er durchsetzbar wäre? Für Hüsch persönlich war Hahn "zu sehr Sprachrohr des Bürgermeisters".

Vier Kandidaten der CDU sind schon öffentlich, "im Stillen aber haben wir mehr", sagt Hüsch. Man könne davon ausgehen, dass die Suche noch nicht beendet ist: "Es wird dabei auch nach außen geschaut."

(NGZ)
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