Neuss Fado mit Einflüssen aus allen Kulturen

Neuss · Morgen ist Fado-Sänger Telmo Pires Gast beim Zeughauskonzert. Er lebt heute in Lissabon.

 Telmo Pires ist in Essen aufgewachsen, hat lange in Berlin gelebt und für die Musik, den Fado Portugals, einen eigenen Zugang geschaffen.

Telmo Pires ist in Essen aufgewachsen, hat lange in Berlin gelebt und für die Musik, den Fado Portugals, einen eigenen Zugang geschaffen.

Foto: Promessa

In Essen ist er aufgewachsen, hat lange in Berlin und Paris gewohnt, ist vor gut fünf Jahren dorthin zurückgekehrt, wo seine Familie herkommt: nach Lissabon. "Ich habe damals alles stehen und liegen lassen", sagt Telmo Pires lachend und erzählt mit ansteckendem Enthusiasmus, wie ihn die Fado-Szene in Lissabon in ihren Bann gezogen hat. Erst war es nur ein halbes Jahr - dann hat er Wohnsitz und Leben ganz in die portugiesische Hauptstadt verlegt. Und damit begann er wieder von vorn.

Denn Pires hatte sich in Berlin und weit darüber hinaus einen Namen als Fado-Sänger gemacht; in Lissabon aber war einer von vielen. Doch das hat ihn nicht geschreckt. Denn ihm war klar: "Wenn ich weiter Fado singe, geht das nicht aus dem Ausland." Den ersten Sommer hat er vor allem spätabends "Fado-Läden" besucht, wie er sagt. Mit Kollegen Kontakt gesucht, die er von CDs kannte. "Einige kannten mich sogar", sagt er lachend, und sie bestärkten ihn, in Lissabon zu bleiben. Und so wurde Telmo Pires einer der wenigen männlichen Vertreter des Fado: "Die meisten Fadista sind Frauen." Selbst in Portugal schlägt ihm schon mal Erstaunen entgegen, und erst recht im europäischen Ausland, wo Fado mit Sängerinnnen wie Misia oder Dulce Pontes verbunden wird. Für den 43-Jährigen ist Fado indes nicht nur der typisch wehmütig-sehnsuchtsvolle Musikstil, als der er allerorten erwartet wird. "Ich sehe Fado als ganz normale Musik", sagt Pires, "auf einer Ebene wie Jazz, Rock, Soul oder World Music." Und so sei auch seine Schule eine ganz andere als die der portugiesischen Fado-Sänger, die zumeist in kleinen Restaurant auftreten. Nicht als Begleitung zum Essen: "Wenn der Fadista beginnt, wird das Essen eingestellt", sagt Pires.

Er aber tritt am liebsten in Kirchen und Konzertsälen auf. Durch sein häufiges Pendeln zwischen Deutschland, Frankreich und Portugal hat Pires einen anderen Weg zu seiner Musik gefunden. Einen, der Einflüsse aus diesen Kulturen verbindet. Nach Neuss kommt er indes mit Fado-typischer Begleitung: portugiesische und klassische Gitarre (Sandro Costa, Cajé Garcias) und Bassgitarre (Jorge Carreiro).

Wenn Telmo Pires auf dem Podium steht, kommt ihm auch der Schauspielunterricht zugute, den er in Essen und auch noch in Berlin hatte: "Wenn man eine Bühne hat, muss man sie nutzen" lautet sein Credo auch als Sänger. Dessen Qualität hat übrigens eine Opernsängerin begründet, die dem damals 20-Jährigen ersten Unterricht gab.

Info Freithof, morgen, 20 Uhr

(hbm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort