Neuss Experten helfen bei ABC-Alarm
Neuss · Beim Fund von Pikrinsäure stützt sich die Feuerwehr auf ein Netzwerk.
Die beiden Fläschchen mit Pikrinsäure, die vor einigen Tagen bei dem Entsorgungsunternehmen Rieck aufgetaucht waren und im Hafen einen ABC-Alarm auslösten, wurden bei der Firma Henkel entsorgt. "Fachgerecht und mit Nachweis", wie Arno Dittmann von der Werkfeuerwehr des Düsseldorfer Unternehmens betont. Er ist als Experte Teil eines bundesweiten Netzwerkes, das schnelle Hilfe organisiert, wenn Polizei und Feuerwehr im Einsatz auf Substanzen stoßen, die sie nicht kennen, nicht einschätzen, nicht handhaben können. Dieses Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) nennt Stadtbrandmeister Joachim Elblinger eine segensreiche Erfindung.
Gegründet wurde TUIS 1982 unter dem Eindruck eines Eisenbahn-Transportunfalls in Mannheim, bei dem eine Chemikalie entwichen war. Wie kann man den Transporteuren helfen und die Hilfeleistung im Falle eines Unglücks verbessern? Diese Fragen standen nach Auskunft von Monika von Zedlitz am Anfang einer Initiative des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Dem gehören heute 130 Unternehmen an, die über dieses Netzwerk und eine im Verbund aufgebaute Datenbank in rund 1000 Fällen jährlich helfen, ohne dafür öffentliche Mittel zu bekommen. "Die Produktverantwortung endet nicht am Werkstor", erklärte von Zedlitz die Motivation. Dazu gehört, dass die Firmen gefährliche Substanzen im Zweifel auf eigene Kosten entsorgen, unabhängig vom Hersteller.
Zu den TUIS-Nutzern gehört auch die Feuerwehr Neuss, die nach Elblingers Auskunft schon oft von Rat und Hilfe dieser Experten profitieren konnte. So etwa, als bei einem Schrotthändler eine Flasche Quecksilber ausgelaufen war, im Hafen Natrium gefunden wurde ("Da kam die Auskunft von BASF Ludwigshafen.") oder eben jüngst im Fall Pikrinsäure.
Nach diesem Fund hatte die Feuerwehr eine Anfrage an das TUIS-Netz gerichtet und gleich alle angeschlossenen Dienste mobilisiert. Arno Dittmann reagierte am schnellsten und rückte aus. Für ihn ein brisanter, also ganz gewöhnlicher Fall.
