Neuss Experten diskutieren über Schuppenflechte

Neuss · Zum Welt-Psoriasis-Tag hat die Selbsthilfegemeinschaft Haut Mediziner und Patienten ins Zeughaus gebeten, um auf die Hauterkrankung aufmerksam zu machen. Schirmherr war Minister Gröhe.

"Täglich behandle ich einen Patienten mit Schuppenflechte", berichtet der Neusser Dermatologe Dr. Michael Penschen. Daran erkenne man, dass es sich über eine der häufigsten Hauterkrankungen handle. In Deutschland sind etwa zwei Millionen Menschen von der chronisch entzündlichen Immunerkrankung betroffen, in NRW schätzungsweise rund 350.000. Jedoch verheimlichen viele Betroffene diese Krankheit, die durch die Bildung silbrig schuppender geröteter Plaques meist als Hauterkrankung erkennbar ist. Daher liege die Dunkelziffer wesentlich höher, sagt Christine Schüller, Vorsitzende der Selbsthilfegemeinschaft Haut. "Manche begeben sich nie in Behandlung, weil sie den Kontakt mit anderen, auch mit Ärzten, komplett meiden."

Anlässlich des Welt-Psoriasis-Tags machte die Selbstgemeinschaft im Zeughaus mit einem Symposium, einer Schmink-Performance und einem Koch-Workshop zu Ernährung und Hautgesundheit auf die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, aufmerksam. "Menschen mit Hauterkrankungen brauchen neben einer guten medizinischen Behandlung häufig weitergehende Unterstützung. Denn sie leiden in der Regel nicht nur unter den körperlichen Folgen ihrer Erkrankung, sondern sind oftmals auch seelisch belastet", sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahm, an der mehr als 200 Mediziner und Patienten teilnahmen.

Die Selbsthilfegemeinschaft stellt für zahlreiche Betroffene der auffälligen und schmerzhaften Hautveränderung eine erste Anlaufstelle und Stütze dar, zum Austausch mit anderen Betroffenen und Experten. "Dort erfahren sie etwas über neue und auch alternative Therapien, den Umgang mit Ärzten und Kliniken und über den Umgang mit ihrer Krankheit am Arbeitsplatz", erklärt Schüller. Betroffen sein können Frauen und Männer jeden Alters; am häufigsten Jugendliche und Erwachsene zwischen 40 und 60 Jahren. "Wir hören von sehr jungen Patienten, dass sie bei der Suche einer Ausbildungsstelle aufgrund ihrer Krankheit abgelehnt werden", sagt Schüller. Auch für die Partnerwahl und alltägliche Unternehmungen wie einem Schwimmbadbesuch bedeutet die Krankheit für viele ein unüberwindbares Hindernis. Trotzdem scheuen viele den Gang zum Hautarzt, auch aufgrund der aufwändigen Therapien. In Neuss forderte die Selbsthilfegemeinschaft daher bessere Aufklärung und eine strukturierte medizinische Versorgung. Denn die Erkrankung sei komplex und befalle häufig auch Gelenke oder ginge mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher, was eine Therapie über medizinische Fachgrenzen hinweg erfordere, sagt Schüller. Helfen könne ein Disease-Management-Programm (DMP).

Dermatologe Peschen, der viele seiner Psoriasis-Patienten mit einer Licht- und Badetherapie behandelt, arbeitet mit der Selbsthilfegemeinschaft, Kliniken und anderen Fachärzten zusammen - keine Selbstverständlichkeit, sagt er. "Es gibt Hautärzte, insbesondere solche, die sich auf ästhetische Dermatologie konzentrieren, die Psoriasis-Patienten gar nicht behandeln wollen."

(NGZ)
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