Neuss EU-Politiker Florenz beim Weltklimagipfel

Neuss · Karl-Heinz Florenz hatte gestern in Mexiko einen anstrengenden Tag. Nachdem die Nachtschicht um 10 Uhr die Vertragsentwürfe übergab, über die verhandelt wurde, sprach er mit der Delegation der USA, später folgt ein schwieriges Treffen mit den Japanern, die derzeit ganz andere Positionen vertreten als die EU.

Florenz, Europaabgeordneter des Rhein-Kreises, ist stellvertretender Leiter der EU-Delegation bei der Weltklimakonferenz, die zurzeit in Cancun stattfindet. Vertreter von 194 Ländern verhandeln dort über Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung. Die EU-Mitglieder sprechen dabei mit einer Stimme: Unter der Leitung der Klima-Kommissarin Connie Hedegaard vertritt die EU-Delegation die Interessen der Mitgliedsländer. Florenz versucht dabei, die anderen Länder von den Ideen der Europäer zu überzeugen und mögliche Konflikte im Vorfeld der Konferenzen auszuräumen. "Wir sind hier Brückenbauer", beschreibt er seine Aufgabe.

Florenz hat Erfahrung mit Weltklimagipfeln. Der Landwirt aus Neukirchen-Vluyn, Jahrgang 1947, befasst sich seit vielen Jahren mit Umweltpolitik. 1992 besuchte er mit Klaus Töpfer das erste Mal einen Klimagipfel. Die Konferenz in Mexiko ist trotzdem kein Routine-Termin. Sie steht unter besonderem Druck, nachdem das Treffen in Kopenhagen im vergangenen Jahr enttäuschte. "Frustrierend bis auf die Knochen", sei das gewesen, sagt Florenz. Mexiko soll anders in Erinnerung bleiben, hofft er.

Er gibt sich kurz vor Ende der Verhandlungen optimistisch, dass die Gespräche erfolgreich enden werden – im Rahmen des Machbaren. Florenz hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass er nicht glabt, dass ein neues großes Klima-Abkommen zu Stande kommt. Stattdessen wirbt er für eine "Politik der kleinen Schritte." Und da sieht er in Vergleich zu Kopenhagen deutliche Fortschritte. "Die Stimmung ist anders", sagt er. Auch, weil die EU-Vertreter dazugelernt hätten. "Die Europäer geben sich nicht mehr so schulmeisterlich", sagt Florenz. Das habe noch in Kopenhagen zu Protesten anderer Länder geführt.

Bei den Gesprächen in Mexiko macht Florenz nicht zuletzt große Chancen für Unternehmen aus dem Rhein-Kreis aus. "Kampf gegen den Klimawandel bedeutet nicht, dass wir zurückkehren zu Pferdewagen und Ziehbrunnen", sagt er. "Sondern wir müssen Technologien entwickeln, um mit Energie vernünftiger umzugehen." Wenn sich immer mehr Länder zu saubererer Energie verpflichteten, wachse der Markt für spezialisierte mittelständische Hochtechnologie-Unternehmen. "Und davon gibt es viele am Niederrhein."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort