Neuss EU-Politiker: "Europa ist ein Paradies"

Neuss · Beim Augustinus-Forum im St.-Josef-/St.-Alexius-Krankenhaus ging es um Flüchtlinge, Finanzprobleme, Russlands Krieg und Englands Europa-Müdigkeit. Journalist Ulrich Reitz sprach dazu mit dem Europaabgeordneten Elmar Brok.

 Michael Schlagheck, Schwester Praxedis, Ulrich Reitz, Elmar Brok und Berthold Bonekamp.

Michael Schlagheck, Schwester Praxedis, Ulrich Reitz, Elmar Brok und Berthold Bonekamp.

Foto: Georg Salzburg

Beim Augustinus-Forum im St.-Josef-/St.-Alexius-Krankenhaus ging es um Flüchtlinge, Finanzprobleme, Russlands Krieg und Englands Europa-Müdigkeit. Journalist Ulrich Reitz sprach dazu mit dem Europaabgeordneten Elmar Brok.

Bleibt Griechenland Euro-Land? Was ist mit den Briten? Werden die Flüchtlinge gerecht auf die EU-Länder verteilt? Wird Russland seinen Hybridkrieg auf weitere baltische Länder ausweiten? Europa hat zurzeit viele Herausforderungen zu bestehen. "Europa. Eine Weltmacht besser als ihr Ruf?", lautete das Thema des 25. Augustinus-Forums. Ulrich Reitz, Chefredakteur des Magazins Focus und früherer Chefredakteur der Rheinischen Post, legte mit seinen Fragen den Finger in die aktuellen Wunden. Sein Gesprächspartner: Elmar Brok, seit 35 Jahren Mitglied des Europäischen Parlaments.

"Die Griechen - schaffen sie's?", lautete die erste Frage des Journalisten. "Sie schaffen es, wenn sie es wollen", antwortete Brok. Es dürfe jedoch keinen Automatismus des Finanzausgleichs geben. Er ging auf die von der Historie geprägte Situation ein: "Allein durch die Orthodoxie bestehen gute Beziehungen zu Russland, in beiden Ländern ist der Gedanke der Aufklärung nicht so präsent, und die kommunistische Partei Griechenlands signalisiert: ,Wir können auch mit dem Osten.'"

Hart ging Brok mit Wladimir Putin ins Gericht. Er ließ auch den Einwand von Reitz nicht gelten, dass sich sein Land von der EU und der Nato bedroht gefühlt haben mag. "Das Oligarchensystem bringt weder Freiheit, noch Sicherheit oder Wohlstand - wir sagen zu selten, dass unser System das überlegene ist, trotz all seiner Schwächen." Eine wirtschaftlich erfolgreiche Ukraine sei die größte Gefahr für Putin. "Wir müssen nicht Grenzen verändern, sondern überflüssig machen, damit sie keine Konfliktlinien sein können", sagte der Europaabgeordnete.

Er beklagte sich über die Verhandlungsführung der Briten und wich der Frage aus, wie denn die EU reagieren würde, wenn Putin den Krieg auf andere Länder ausweiten würde. Dafür redete Brok Klartext, als es um die Flüchtlingsströme ging: "Die Europäer bilden 7,3 Prozent der Weltbevölkerung und besitzen 30 Prozent des Weltvermögens. 50 Prozent aller staatlichen Sozialausgaben der Welt werden an diese 7,3 Prozent verteilt - für Menschen aus anderen Teilen der Welt ist Europa deshalb ein Paradies." Man müsse den Menschen in ihren Ländern eine Perspektive bieten. "Entwicklungshilfe", so Brok, "ist Friedenspolitik."

Ein anderes Problem: eine EU möglicherweise ohne Großbritannien. "Kann passieren, sollte aber verhindert werden", so der Europa-Politiker. Er beklagte den "antiquierten Stolz der Briten" - sie bräuchten etwas länger um zu erkennen, "dass wir alle Kleinstaaten sind im globalen Kontext". Dem Einwand von Ulrich Reitz, Europa sei "ohne Ende gespalten", widersprach Brok nur zum Teil. Er verwies darauf, dass es zwischen den Bundesländern auch unterschiedliche Auffassungen gebe. Europa, "die größte Ökonomie der Welt", müsse jedoch nach außen hin geschlossener auftreten.

(NGZ)
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