Neuss "Etienne": Mit extremer Kälte gegen Krebs

Neuss · Das Johanna-Etienne-Krankenhaus verfolgt einen steten Fortschritt in der Behandlung bei Krebserkrankungen. Die jüngste Neuerung ist die "Kryotherapie", die bisher bei zehn Patienten angewandt wurde. Das Krankenhaus mit seinem Brustzentrum Rhein-Kreis Neuss ist eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die diese Methode einsetzen. Die Verantwortlichen erhoffen sich eine Verbesserung ihrer Behandlungserfolge, vor allem durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.

 Dr. Matthias Korell, Dr. Gebhard Schmid und Prof. Jens Encke.

Dr. Matthias Korell, Dr. Gebhard Schmid und Prof. Jens Encke.

Foto: woi

Bei dem Verfahren werden Tumore mit Minustemperaturen bis 160 Grad bekämpft. Statt eines chirurgischen Eingriffs werden Nadeln unter örtlicher oder Vollnarkose in den Tumor eingeführt. An ihrer Spitze entsteht durch die Gase Argon und Helium ein Eisball von bis zu vier Zentimetern. Nach einer ersten Vereisung wird aufgetaut und der Vorgang wiederholt. Schließlich ist der Tumor zerstört, die Reste bauen sich im Körper von alleine ab.

Über den Computertomographen wird der Eingriff verfolgt und präzise gesteuert. Zudem wird sichergestellt, dass das Gewebe weniger beschädigt wird. Die Kryotherapie verspricht, besonders schonend zu sein. Der Patient kann meist einen Tag nach der Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Bei einer OP wäre dies kaum unter einer Woche möglich. Schmerzen nach dem Eingriff würden fast gar nicht auftreten, wie bisher behandelte Patienten bestätigen können.

Besonders geeignet ist sie bei Tumoren und Metastasen im Knochen, insbesondere wenn besteht. Die entstandenen Löcher werden mit Zement gefüllt. "Das Verfahren funktioniert eigentlich in allen Geweben. Gut geeignet ist es auch für Prostata, Niere und Lungen", sagt Dr. Gebhard Schmid, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Radiologie am Etienne. Eine anschließende Strahlen- oder Chemotherapie schließt das Verfahren aber nur in wenigen Fällen aus.

(NGZ)
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